Biografie
Luise Heilborn-Körbitz wurde am 25. Juli 1874 in Berlin geboren; ihr Bruder war der ein Jahr ältere Arzt und Autor Adolf Heilborn. Luise studierte Literatur und Sprachen, bevor sie 1911 zum damals noch sehr jungen Medium Film kam: Zusammen mit Luise del Zopp schrieb sie ein Drehbuch mit dem Titel "Sklave der Liebe", das die beiden an die Deutsche Bioscope GmbH verkaufen konnten, wo es von Emil Albes verfilmt wurde. 1912 erhielt sie bei der Deutsche Bioscope eine Stelle als Dramaturgin und verfasste dort bis 1919 einige Drehbücher, die fast alle von Albes inszeniert wurden, meist mit Hugo Flink als Hauptdarsteller.
Heilborn-Körbitz arbeitete in verschiedensten Genres, sie schrieb Melodramen ("Wenn Frauen lieben", 1912), Kinderfilme ("Wie Brüderchen und Schwesterchen das Christkind besuchen", 1912) und patriotische Kriegsabenteuer wie "Die Heldin von St. Honorée" (1913) und den rasch zum Kriegsbeginn gedrehten "Die Grenzwacht im Osten. Nun wollen wir sie dreschen" (1914). Das Lustspiel "Bedingung – Kein Anhang!" (1914) mit Ernst Lubitsch, in dem ein Fürst lächerlich gemacht wurde, kam aufgrund von Zensur-Problemen nicht zur Aufführung. Als Dramaturgin betreute Heilborn-Körbitz zahlreiche Stoffe anderer Autoren der Biocospe, darunter "Der Student von Prag" (1913) und "Der Golem" (1914). Daneben überwachte sie häufig den Endschnitt sowie die Fertigung der Titel und Kopien.
Bei Kriegsausbruch 1914 investierte Heilborn-Körbitz 20.000 Reichsmark in die Deutsche Bioscope, um den Fortgang der Produktion zu unterstützen. Als die Firma nach dem Krieg verkauft wurde, schied sie im April 1919 aus und begann als freie Autorin zu arbeiten. Im Jahr darauf begann ihre fruchtbare Zusammenarbeit mit Gerhard Lamprecht, mit dem sie bis 1929 diverse Drehbücher verfasste, die er dann verfilmte. Das prominenteste Beispiel dürfte die erfolgreiche Thomas-Mann-Adaption "Die Buddenbrooks" sein (1923, zusammen mit Alfred Fekete).
Parallel dazu wurde Luise Heilborn-Körbitz 1923 von dem Regisseur Lupu Pick als Dramaturgin seiner Firma Rex-Film verpflichtet. Dort überwachte sie die Bearbeitung ausländischer Filme, die Übersetzung der Zwischentitel und den Schnitt. Bei Picks kammerspielartigem Melodram "Sylvester" (1924) war sie als Editorin beteiligt.
1925 wechselte sie zu Lamprechts Berliner National-Film AG, bei der sie Teilhaberin wurde und ihren Status als Drehbuchautorin von Rang festigte. Bei der Berliner Uraufführung des Sozialdramas "Die Verrufenen" (1925) waren der preußische Innenminister Carl Severing, Oberbürgermeister Gustav Böß und der Zeichner Heinrich Zille anwesend, ein enger Freund von Luises Bruder. Wie der Journalist Ulrich Horb 2020 berichtete, war der Publikumsansturm so massiv, dass die Menschenmenge eine Glastür des Kinos eindrückte; im Kino selbst seien "fünfzehn Billettschwarzhändler verhaftet" worden.
"Die Verrufenen" gilt als der erste "Zille-Film" aus dem Milieu der Berliner Unterschicht; er bildete den ersten Teil einer Trilogie über das prekäre Leben in den Arbeitervierteln, gefolgt von "Menschen untereinander" (1926) und "Die Unehelichen" (1926), in dem Kinder die Hauptrollen spielten.
Bei der National-Film AG schrieb sie auch Drehbücher für Carl Boese, darunter die Komödie "Ossi hat die Hosen an" (1928) und "Kubinke, der Barbier, und die drei Dienstmädchen" (1926), nach der "Kubinke"-Figur des 1943 in Auschwitz ermordeten Autors Georg Hermann. Weitere Drehbücher mit und für Lamprecht waren unter anderem die überaus erfolgreiche Adaption von Hermann Sudermanns patriotischem "Der Katzensteg" (1927) und der umstrittene Zweiteiler "Der alte Fritz" (1928), bei dem die beiden unter dem Pseudonym Hanns Torius arbeiteten.
Das Sozialdrama "Unter der Laterne. Trink, trink, Brüderlein, trink" (1928) schilderte den Abstieg eines Berliner Mädchens in die Prostitution. Mit der Lamprecht-Komödie "Zweierlei Moral" (1930) schrieb Luise Heilborn-Körbitz noch einen Tonfilm. Danach zog sie sich krankheitsbedingt aus dem Filmgeschäft zurück.
Über die Lebensumstände der Enkelin zweier jüdischer Großelternteile während der Nazizeit ist nichts bekannt. Belegt ist, dass sie noch als Herausgeberin der populär-naturwissenschaftlichen Bücher ihres Bruders fungierte, der 1938 Berufsverbot erhielt und 1941 starb (laut mancher Mutmaßungen nahm er sich das Leben). Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Luise Heilborn-Körbitz in West-Berlin, wo sie am 15. Januar 1961 starb.