Biografie
Lola Kreutzberg wurde als Caroline Sophia Auguste Kreutzberg am 2. August 1887 in Nürschan, Österreich-Ungarn (heute Nýřany, Tschechien), geboren. In den 1910er Jahren studierte sie Zoologie in München und war anschließend am Veterinärmedizinischen Institut der Tierärztlichen Hochschule München tätig.
Ab 1921 realisierte Kreutzberg in einem heimischen Atelier kurze Tierfilme für das Filmhaus Deitz, in deren Mittelpunkt meist einheimische, zuweilen aber auch exotischere Tiere aus dem Münchner Zoo standen. Zudem begann sie als Journalistin zu arbeiten. 1922 erschien ihr Buch "Die indischen Religionen".
1925/26 unternahm sie eine Expedition über Sumatra nach Bali, die von der Kulturabteilung der Ufa finanziell unterstützt wurde. Um auch ohne Begleitung filmen zu können, installierte sie eine Kamera auf dem Beifahrersitz ihres Autos. Aus den Filmaufnahmen der Expedition montierte sie den abendfüllenden Publikumserfolg "Wunderland Bali" (1927), der, wie die meisten ihrer Filme, heute als verschollen gilt.
1928 gründete sie in Berlin die Produktionsfirma Lola Kreutzberg-Film GmbH. Der erste abendfüllende Dokumentarfilm der Firma, "Nuri, der Elefant" (1928, Regie: Henry Stuart), über einen Elefantentreiber und dessen Familie, war so erfolgreich, dass er 1941 in einer Tonfilmfassung unter dem Titel "Krischna. Abenteuer im indischen Dschungel" erneut in die Kinos kam (siehe unten).
In den nächsten Jahren unternahm Kreutzberg zahlreiche Forschungsreisen und produzierte im Zuge dessen rund 150 meist kurze Kultur-, Tier- und Reisefilme, zum Beispiel "Die Kokosnuß und ihre Verwendung (1929), "Eine Fahrt ins Märchenland Indien" (1930), "Mimikry am Meeresgrunde" (1930), "Todeskampf zwischen Igel und Kreuzotter" (1930), "Asiatische Maskenkunst" (1932) und "Volksfest auf Bali" - Bali und Indien waren häufige Themen ihrer Filme. 1929/30 publizierte sie zudem den Expeditionsbericht "Tiere, Tänzerinnen und Dämonen" und den zoologischen Sammelband "Wir Tiere. Erlebnisse und Begebenheiten aus der Welt der Tiere".
Kreutzberg wollte in ihren Produktionen kulturelle Traditionen festhalten, die durch die europäische Kolonialisierung zu verschwinden drohten. Zugleich waren die Filme von der damals üblichen Faszination für das "exotische Andere" geprägt. Von Presse und Publikum wurde sie als reisende Abenteurerin gefeiert und avancierte zu einem Musterbeispiel für weibliche Emanzipation und das Bild einer "modernen Frau".
Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 änderte sich die Situation. Kreutzberg konnte keine Expeditionen mehr durchführen, ihre Firma musste schließen; laut einigen Quellen betrieb sie danach ein Kino in Berlin, das jedoch während des Zweiten Weltkriegs durch Bombardements zerstört wurde.
1938 übernahm Kreutzberg die Produktionsleitung der französisch-deutschen Dostojewskij-Verfilmung "Le Joueur" (Regie: Luis Daquin, Gerhard Lamprecht) und deren deutscher Fassung "Der Spieler" (Regie: Gerhard Lamprecht). Im Oktober 1941 startete "Krischna. Abenteuer im indischen Dschungel" in den Kinos, die neu geschnittene Tonfilmfassung von "Nuri, der Elefant", bei der Kreutzberg neben Henry Stuart als Regisseurin genannt wurde. Ihre letzte bekannte Regiearbeit war der Kurz-Dokumentarfilm "Tier und Mensch im Zoo" (1941).
Lola Kreutzberg, die heute als Pionierin des Tier- und Naturfilms gilt, starb am 25. März 1966 in Positano, Italien.