Biografie
Julia Charakter wurde 1984 in Zhitomir, Ukraine, geboren und wuchs in Dorsten, Deutschland, auf. Noch als Schülerin begann sie 2003 als Redakteurin für Tageszeitungen und Zeitschriften zu arbeiten. Direkt nach dem Abitur im Jahr 2005 begann sie ein Bachelorstudium der Literatur- und Medienwissenschaft an der Universität Paderborn, während dem sie Praktika bei diversen Film- und Fernsehproduktionen absolvierte und ihre ersten beiden Kurzfilme realisierte: den 15-minütigen Dokumentarfilm "Herr Wengerzink" (2007), über einen pensionierten Paderborner Lehrer, der trotz aller Widrigkeiten sein Buchantiquariat am Leben hält, und den 30-minütigen experimentellen Spielfilm "Erinnerung" (2008).
Von 2008 bis 2012 absolvierte Charakter ein Masterstudium der Medienwissenschaft. Parallel dazu war sie ab 2009 bis 2014 als freie TV-Redakteurin tätig, so etwa bei der Dokuserie "Generation Luxus - Was kostet die Welt" (2013).
Ihr drittes Studium absolvierte Julia Charakter von 2015 bis 2018 an der Internationalen Filmschule Köln (ifs). Dort realisierte sie unter anderem den siebenminütigen Dokumentarfilm "My grandmother and her Indian milkfungus" (2017), über ihre Großmutter, die tagtäglich mit kontemplativer Ruhe ihren Milchfungus umsorgt, während im benachbarten Mariupol Krieg und Bedrohung herrschen. Viel Beachtung fand Charakters Kurzfilm "unbarmherzig" (2017), ein Hybrid-Film aus Animation und dokumentarischer Beobachtung über Kindesmissbrauch und Gewalt in Waisenhäusern der 1960er und -70er Jahre. Der Film lief unter anderem beim Münchner DOK.fest und beim Tirana International Film Festival. 2018 wurde er von German Films in der Kurzfilmreihe "Next Generation Short Tiger" während der Filmfestspiele von Cannes gezeigt. Ihren Abschluss an der ifs machte Charakter 2018 mit dem Spielfilmdrehbuch "Aljoscha und das Feuer", über einen deutsch-russischen Jungen in Berlin, der verzweifelt versucht, die Zuneigung seiner Mutter zu gewinnen.
Anschließend nahm Charakter an einem einjährigen Masterclass non-fiction Programm der ifs teil. In diesem Rahmen entwickelte sie das Konzept für den abendfüllenden Dokumentarfilm "Die Kinder von Korntal", der sich mit dem jahrzehntelangen Missbrauch in den Heimen der pietistischen Brüdergemeinde in Korntal (Baden-Württemberg) befasst, einem der größten Missbrauchsskandale der Evangelischen Kirche in Deutschland. 2022 konnte sie das Projekt realisieren. Die Uraufführung fand beim Festival DOK Leipzig 2023 statt, wo der Film mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet wurde. Der Kinostart erfolgte im September 2024.
Neben der Filmarbeit ist Julia Charakter im Bereich Dramaturgie, als Dozentin für Kreatives Schreiben und als persönliche Schreibtrainerin tätig.