Friedrich Paulmann

Regie, Kamera, Produzent
Berlin

Biografie

Friedrich Eduard Heinrich Paulmann wurde am 08. November 1878 geboren und wuchs in Hannover auf. Er besuchte dort in den Jahren von 1885 bis 1893 die Bürgerschule VI. Nach seiner Schulzeit lernte er bei verschiedenen Photographen und baute sich damit eine Basis für seine spätere Karriere auf. Vier Jahre, 1893 bis 1897, ging er in seine erste Photographenlehre im Atelier Carl Thies in Hannover. Nach seiner Ausbildung blieb er seiner Heimat nur noch kurz verbunden und sammelte Erfahrungen als Gehilfe im Atelier Kolberg.

Mit 19 Jahren ging Friedrich Paulmann nach Berlin und arbeitete dort wieder als Gehilfe im Photographie-Atelier Rückwardt. Nach vierzehn Monaten entschied sich Paulmann, sein Basiswissen auszubauen und sich zu spezialisieren. Hierfür lernte er ein Semester am Königlichen Kunstgewerbe-Museum zu Berlin und weitere zehn Monate an der Akademischen Hochschule für bildende Künste.

Mit 22 Jahren arbeitete Paulmann bereits als Kupfer-Retuscheur bei einem renommierten Kunsthändler. Dort sammelte er ein Jahr lang tiefergehende Erfahrungen und erhielt deshalb im August 1901 die Möglichkeit, sechs Wochen als Photo-Retuscheur bei der bekannten Steglitzer Firma "Neue Photographische Gesellschaft" tätig zu sein. Dieses Unternehmen entwickelte sich später zu einem der bekanntesten und größten Betriebe für die Produktion von Ansichtskarten, Photographien und Stereophotos.

Ein halbes Jahr später, im Juni 1902, arbeitete Paulmann wieder als Photogehilfe bei dem bekannten Kunsthistoriker und Photographen Dr. Franz Stoedtner, dem Inhaber des 1895 gegründeten Berliner "Institut für wissenschaftliche Projection". Dieses versorgte deutsche Bildungseinrichtungen über Jahrzehnte mit Lichtbildreihen. Nach knapp vier Monaten ging Paulmann zurück an die akademische Hochschule für bildende Künste in Berlin und lernte dort ein weiteres Semester. Im November 1903 begann er als Kupfer-Retuscheur bei der Firma "Meisenbach Riffarth & Co. AG", ein Unternehmen für Druckerei und Graphische Kunstanstalten. Hier blieb er für fast eineinhalb Jahre.

 

Nach einer Pause begann Paulmann im Juni 1909 seine dreijährige Tätigkeit wiederum als Kupfer-Retuscheur bei L. Angerer – der Anstalt für graphische Kunst in Berlin. Die vielen verschiedenen Einblicke in sein Berufsbild sowie die renommierten Namen seiner Arbeitgeber boten Paulmann dann im März 1914 einen Karriereschub. So arbeitete er dann eineinhalb Jahre als Meister der Tiefdruck-Retusche bei dem bedeutenden Druckereiunternehmen "Rotophot" AG für Graphische Industrie in Berlin.

Im September 1915 wurde sein berufliches Fortkommen gebremst, da er für über ein Jahr zum Heeresdienst einberufen wurde. Direkt hiernach konnte Paulmann jedoch zu "Rotophot" zurückkehren und sogar sein Tätigkeitsfeld erweitern. Er blieb weitere zwei Jahre bei dieser Anstellung und konnte nicht nur seine Fachkenntnisse als Meister der Tiefdruck-Retusche erweitern, sondern auch als Graphiker, indem er Portraits der Heerführer des ersten Weltkrieges entwarf. Wegen ihrer großen Ähnlichkeit und der künstlerisch außerordentlichen Technik fanden diese großen Anklang.

Im November 1918 entschied sich Paulmann dazu, für ein halbes Jahr als Kinofilm-Kopierer & Entwickler für die "Excelsior" Film & Kopieranstalt zu arbeiten. Durch diese neue Berufserfahrung und Erweiterung seiner Kompetenzen eröffnete sich ihm ein ganz neues Arbeitsfeld: Im Mai 1919 arbeitete er für ein Jahr erfolgreich als Kameramann im Filmatelier Neu-Babelsberg. Hierin schien Friedrich Paulmann eine Berufung gefunden zu haben und wechselte im Juni 1920 für ein weiteres Jahr hinter der Kamera zur Peter Heuser Film GmbH in Berlin. In dieser Zeit war er auch für die Auftraggeber Cela-Film GmbH und H.T. Film GmbH tätig. Nach dieser Zeit spezialisierte sich Paulmann weiter beim Film und arbeitete ein Jahr als Kameramann, Filmoperateur und Photograph bei der Ossi Oswalda Film GmbH.

In der Folgezeit war Friedrich Paulmann als Kameramann, zweiter Kameramann und Regisseur für verschiedene Berliner Arbeitgeber tätig: Progreß Film GmbH, Wörner Film Berlin, die Deutscher Werkfilm GmbH, die Promo Film AG, Illes Film Co.mbH, die Cserepy Film Co. GmbH, die Paul Heidemann Film GmbH, die Colonna Film GmbH, die berühmte Universum Film AG (Ufa), die Gervid Film GmbH, die Missionsfilm GmbH, sowie die Berliner Missionsgesellschaft.

1923 wirkte er unter der Leitung von Chefkameramann Guido Seeber an Czerepys Historienspielfim-Mehrteiler "Fridericus Rex" mit, danach arbeitete er als Kameramann zusammen mit fünfzehn Spezialeffekt-Experten und neun weiteren Kameramännern an Hanns Walter Kornblums aufwändigem UFA-Kulturfilm "Wunder der Schöpfung" mit. 1925 photografierte er neben anderen den Körperkult-Film "Wege zu Kraft und Schönheit" von Wilhelm Prager.

1927 reiste Friedrich Paulmann nach Ostafrika, um in den dortigen Missionsgebieten der Leipziger, Berliner und Herrnhuter Missionsgesellschaften Filmaufnahmen für Missionsfilme zu machen. Zusammen mit Ludwig Weichert übernahm er die Kamera- und Expeditionsleitung in Afrika. 1928 stellte er mit Ernö Metzner den Afrika-Missions-Films "Kehre wieder, Afrika!" fertig. Weitere Reisen nach China und Indien, wo er ebenfalls Missionsfilme drehte, folgten 1929/30.

Anfang 1930 machte er sich selbstständig und gründete seine eigene Photo- und Film-Produktionsgesellschaft in Berlin Steglitz, die unter anderem Kultur- und Werbefilme herstellte. Später erhielt er unter anderem Aufträge von evangelischen Filmstellen, wie z.B. der Filmstelle Bethel, es entstand der Film "Saat und Segen in der Arbeit von Bethel". Durch die evangelischen Filmaufträge wurde Paulmann ein Konkurrent der bekannten Regisseurin Gertrud David (Gervid-Film GmbH), die seinerzeit mit Gervid-Film die größte kommerzielle Auftragnehmerin evangelischer Filmstellen war. Neben der Film- und Photoproduktion war ein weiteres Arbeitsgebiet von Paulmanns Firma die Herstellung so genannter "Comenius Bildbänder" über Themen wie "Vom Wunder der Schöpfung" und "Mutter und Volk".

Friedrich Eduard Heinrich Paulmann starb am 10. März 1958 in Berlin. Er wurde 79 Jahre alt.

© Jan Pardo