Biografie
Çağla Zencirci wurde 1976 in Ankara, Türkei, geboren. In ihrer Heimatstadt arbeitete sie vier Jahre lang in der französischen Botschaft, gefolgt von einer längeren Reise in den Nahen Osten. Dort drehte sie ab 2003 zusammen mit ihrem Lebenspartner, dem Franzosen Guillaume Giovanetti, erste Kurzfilme. Seither bilden die beiden ein Regie-Duo, das wechselweise in Paris und Istanbul lebt und arbeitet. Zencirci und Giovanetti drehten (zunächst kurze) Spiel- und Dokumentarfilme in Europa, Zentralasien sowie in Fernost und Nahost.
Ihr Dokumentarfilm "Shanty Garden Town" (2007), über einen türkischen Stadtplaner, der sich von Kleingärtnern in Berlin inspirieren lassen will, lief auf zahlreichen internationalen Festivals; beim Festival Barcelona Docupolis wurde die deutsche Produktion als Bester Kurz-Dokumentarfilm ausgezeichnet. Ein großer Festivalerfolg war auch der 26-minütige Spielfilm "Ata" (FR/TR 2008), über eine junge, einsame Türkin in Frankreich, die sich mit einem alten asiatischen Arbeiter anfreundet. Der Film erhielt mehrere Festivalpreise. Unter anderem wurde er beim Frauen Film Festival in Créteil (Frankreich) als Bester französischsprachiger Kurzfilm prämiert; beim Tetouan International Mediterranean Film Festival (Marokko) gewann er den Grand Prix of the City of Tetouan.
Im Jahr 2012 stellte das Duo beim Cannes Film Festival in der Sektion ACID seinen ersten langen Spielfilm vor: "Noor" (FR/TR/PK) handelt von einem Transgender-Mann in Pakistan, der versucht, ein "normales" Leben mit einer Frau zu führen. Zahlreiche weitere Festivalaufführungen folgten. Beim Vancouver International Women in Film Festival 2014 gewann "Noor", der auf der tatsächlichen Biografie des Hauptdarstellers namens Noor basiert, den Preis für die Beste Schauspielleistung. Französischer Kinostart war im April 2014. Bereits im Jahr vorher hatten Zencirci und Giovanetti ihren zweiten Langfilm fertiggestellt, das poetische Fantasy-Drama "Ningen" (TR/JP/FR). Der Film feierte auf dem Toronto Film Festival 2013 Weltpremiere und startete im Februar 2015 in den französischen Kinos.
"Sibel", der dritte Kinofilm des Teams, entstand einmal mehr als internationale Koproduktion, diesmal mit deutscher Beteiligung. Er handelt von einer stummen Türkin in einem abgelegenen Bergdorf, die eine heimliche Beziehung mit einem Deserteur beginnt. "Sibel" hatte seine Uraufführung im Wettbewerb des Locarno Film Festivals 2018. Dort wurde er mit dem Preis der Jugend-Jury, dem Preis der Ökumenischen Jury und dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Beim Filmfest Hamburg 2018 erhielt er den Hamburger Produzentenpreis, beim Film Festival im türkischen Adana gewann er den Preis für den besten Film sowie die Preise für die Beste Darstellerin und den besten Nebendarsteller. Im Dezember 2018 startete er in den deutschen Kinos.