Biografie
Andreas Gruber wurde am 2. November 1954 in Wels, Österreich, geboren. 1974 nahm er ein Studium in der Abteilung Film und Fernsehen (Studienrichtungen Drehbuch und Regie) an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien auf, das er 1982 abschloss. Parallel dazu absolvierte er von 1975 bis 1978 eine Ausbildung zum Sozialarbeiter, mit einer Zusatzausbildung in Gesprächsführung. Ab 1978, also noch als Student, begann Gruber freiberuflich für Film und Fernsehen zu arbeiten.
Nach seinem Studienabschluss realisierte Andreas Gruber seinen ersten abendfüllenden Spielfilm: Das Drama "Drinnen und draußen" (AT 1983), zu dem er auch das Drehbuch schrieb, thematisierte die Schwierigkeiten des psychiatrischen Feldes am Beispiel einer idealistischen Sozialarbeiterin und ihrer Beziehung zu einem Patienten. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis wurde Gruber für "Drinnen und draußen" mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
In seinem Geburtsort Wels gründete Gruber 1984 die Produktionsfirma Provinz-Film International, mit der er bis heute praktisch alle seine Filme realisiert. Sein Spielfilm "Shalom, General" (AT 1989), über einen Zivildienstleistenden, der in einem Seniorenheim mit dem Leid pflegebedürftiger Menschen konfrontiert wird und schließlich eine Freundschaft zu einem herrischen Ex-General entwickelt, gewann 1989 den Max Ophüls Preis.
Von 1990 bis 1994 war Gruber Mitglied im Landeskulturbeirat Oberösterreich. Darüber hinaus war er ab 1990 als Lehrender für Film und Fernsehen im In- und Ausland tätig. Ein großer Erfolg gelang Gruber 1995 mit dem Kinofilm "Hasenjagd" (AT/DE/LU). Nach einem realen Ereignis erzählt das bewegende Drama von 150 Gefangenen des KZ Mauthausen, denen 1945 die Flucht gelang; die SS rief daraufhin die Bevölkerung der umliegenden Dörfer auf, die Flüchtigen zu "jagen wie die Hasen". An den Kinokassen avancierte "Hasenjagd" zum erfolgreichsten österreichischen Film des Jahres 1995. Zudem wurde der Film mehrfach preisgekrönt, so etwa mit dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich und mit dem Spezialpreis der Jury beim Filmfestival San Sebastian; in Deutschland erhielt Gruber den Preis der Filmkritik; bei der Diagonale in Graz gewann "Hasenjagd" den Publikumspreis.
Sehr gute Kritiken bekam auch "Die Schuld der Liebe" (AT/CH 1997), mit Sandrine Bonnaire als Dolmetscherin bei der EU, die sich nach dem ungeklärten Tod ihres Vaters mit dessen Vergangenheit auseinanderzusetzen beginnt. Im Jahr darauf realisierte Gruber den TV-Dokumentarfilm "Sonderauftrag Linz" (AT), über Hitlers Vorhaben, mit tausenden Werken aus Raubkunst ein Museum für "wahre Kunst" zu erschaffen. Für seine Regie bei diesem Film wurde Gruber mit dem Österreichischen Filmpreis 'Romy' ausgezeichnet.
Im Jahr 2002 erhielt Andreas Gruber eine Professur an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Bis heute ist er dort Inhaber des Lehrstuhls für Regie, Dramaturgie und Produktion von Spiel- und Fernsehfilmen sowie geschäftsführender Leiter der Abteilung für Kino- und Fernsehfilm. Parallel zu dieser Tätigkeit führte er 2004 bei "Die Heimatkunde des Realitätenhändlers" (AT) Regie, einem TV-Dokumentarfilm über die enge 'Männerfreundschaft' von Karl Ignaz Hennetmair und Thomas Bernhard. Im gleichen Jahr wurde Gruber von der Welser Initiative gegen Faschismus mit dem Elfriede-Grünberg-Preis ausgezeichnet.
Im Oktober 2004 feierte bei den Hofer Filmtagen die Tragikomödie "Welcome Home" Premiere. Darin geht es um einen illegalen Flüchtling aus Ghana, der in einem österreichischen Dorf als Fußballer Karriere macht, aber dennoch von zwei verbohrten Gendarmen verfolgt wird.
In den folgenden Jahren war Gruber neben seiner Tätigkeit an der HFF nur als Produzent tätig. Erst 2010 realisierte er mit dem TV-Dokudrama "Der Kardinal" (AT), über Leben und Wirken des Wiener Erzbischofs Franz König (1905–2004), wieder einen abendfüllenden Film. Danach dauerte es erneut einige Jahre, bis Gruber seinen nächsten Film vorstellte: Bei der Diagonale in Graz feierte im März 2016 das Drama "Hannas schlafende Hunde" (DE/AT/FR) Premiere. Nach einer realen Geschichte erzählt der Film von einer jüdischen Familie, die in den 1960er Jahren in Wels (Grubers Heimatstadt) lebt, wo es zu dieser Zeit noch zahlreiche Altnazis gab; während die Mutter sich um jeden Preis anpasst, will die junge Tochter ihre Identität nicht verleugnen. Im Juni 2016 startete "Hannas schlafende Hunde" in den deutschen Kinos.