Autobahnraser

Deutschland Luxemburg 2003/2004 Spielfilm

Autobahnraser


Sascha Koebner, film-dienst, Nr. 5, 00.00.2004

Deutsche Polizisten sehen in deutschen Kinofilmen, die sich als Komödie verstehen, immer schlecht aus. Anders als in den Krimi-Serien des Fernsehprogramms sind die Kinovertreter von Recht und Ordnung überwiegend grobe Tölpel, die, an der Grenze zur Demenz, stets im Dunkeln tappen. Auch „Autobahnraser“ macht hier keine Ausnahme. Die depperten Polizisten unter der Leitung eines keifenden Polizeihauptmeisters müssen sich hier gleich zwei verbrecherischen Gruppierungen stellen: zum einen den Titel gebenden Autobahnrasern, junge und attraktive Menschen, die die Freude am Leben mittels illegaler Wettrennen zelebrieren, und – weit gefährlicher – eine Autoschieberbande, die Luxuskarossen direkt vom fahrenden Autolaster herunter klaut. Allein der grobmotorisch unbeholfene Jungpolizist Karl-Heinz vermag die Witterung aufzunehmen und sich in die Gruppe der rasenden PSVerliebten einzuschleichen, wo er alsbald Gefallen findet an der multikulturellen Truppe, ihrem „Sport“ und der hübschen Nicki. Da er um die Unfähigkeit seiner Kollegen weiß, weiht Karl-Heinz seine neuen Freunde in die Ermittlungen gegen die Autoschieber ein, die ihm prompt helfen, als einer der Raser bei seiner Fahrschulstunde das Versteck der Bande entdeckt. Vor ein paar Jahren ging Constantin Film auf Einkaufstour und versorgte sich mit Spielfilmlizenzen für diverse Computerspiele. Nach „Resident Evil“ (fd 35 324) liegt auch „Autobahnraser“ ein gleichnamiges Computerspiel zugrunde, das nur durch seinen Titel zu hohen Absatzzahlen kam, technisch und spielerisch jedoch enttäuschte. Die Macher des Films standen also vor dem Problem, ein Rennspiel ohne Story zu einem Film von abendfüllender Länge zu verarbeiten, der zudem noch die Gruppe der Raser und ihr illegales, ebenso gefährliches wie geistloses Hobby in einem positiven Licht erstrahlen lässt – ein PC-Spiel zum Film ist schließlich schon in Arbeit. Also ersann man, gewissermaßen als moralisches Gegengewicht, die Gruppe der Autoschieber: boshafte, osteuropäische Gesellen, die auch vor Vergewaltigung nicht zurückschrecken. Ein altbackenes, in der Tendenz rassistisches Klischee, das kaum zur Völkerverständigung beitragen wird. Die Stilisierung der jugendlichen Missetäter und die lahmen Dialoge, die den Esprit einer 1980er-Jahre Klamotte verströmen, sind bei dieser Komödie noch das kleinere Übel, deren Humor einzig darauf abzielt, sich über die eingangs beschriebene Untauglichkeit der Staatsdiener zu amüsieren. Erschreckend ist die gerade in Hinblick auf jüngere Filme wie „The Fast And The Furious“ (fd 35 086) die unterentwickelte Eigenständigkeit und Ideenlosigkeit der Macher. Der schlichte Plot wird von albernem Klamauk gestützt: die Handtasche der Fahrschullehrerin enthält einen Vibrator, Karl-Heinz’ Hose hängt in Fetzen, nachdem ein Raser an seiner Radarfalle vorbeigeprescht ist. Zu Filmen dieser Art gehört auch eine obligatorische Prise Softsex, weshalb sich die Kamera große Mühe gibt, die Frauen rund um die Raser möglichst auf Höhe der leicht bekleideten Oberkörper zu filmen und halbnackte Mädchen in Zeitlupe dabei zu beobachten, wie sie sich in enge Overalls zwängen. Natürlich gehen zahllose (Polizei-) Autos zu Bruch, wahrscheinlich die einzige Komponente, die einen Vergleich mit „Blues Brothers“ (fd 22 660) rechtfertigen würde. All das verstärkt den Eindruck, eine minderwertige Kopie einer schlechten Vorlage zu sehen; selbst die Stunts sind überwiegend auf schnelles Fahren reduziert – was auch in diesem Punkt entsprechende Fernsehserien überlegen macht.

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