Inhalt
Der junge DDR-Bürger Henrik Heidler muss seinen Wehrdienst bei der NVA, der "Nationalen Volksarmee" absolvieren – anderthalb Jahre in Uniform, die er möglichst unbeschadet überstehen will. Während des Dienstes freundet er sich mit dem rebellischen Krüger an, der sich den strengen Hierarchien nicht unterordnen will. Gemeinsam versuchen sie, dem Mief des Armee-Dienstes ein Schnippchen zu schlagen. Sie belächeln den Dienst an der Waffe und nutzen den "internationalen Frauentag", um mit hübschen "Genossinnen" zu flirten. Doch der unsympathische Oberst Kalt hat es auf Krüger abgesehen. Mit schikanösen Maßnahmen versucht er, den aufmüpfigen Rekruten zu einem "anständigen" Soldaten zu machen. Bis Henrik, der sich immer bedeckt halten wollte, erkennt, dass er für seinen geschundenen Freund Stellung beziehen muss.
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Auch Henrik Heidler muss seinen Wehrdienst bei der NVA ableisten – irgendwann in den 1980er Jahren, wo sich noch zwei feindliche Systeme mitten in Deutschland gegenüberstehen. Henrik kann sich, da weder Vollinvalide noch weiblichen Geschlechts, nicht verweigern und will nur eins: Die nächsten anderthalb Jahre möglichst unbeschadet überstehen. Damit steht er im Kreis der anderen, die im Hof der „Fidel-Castro-Kaserne“ von der Ladefläche des LKW „Ural“ springen, um eine respektable Kette von Demütigungen über sich ergehen zu lassen, nicht allein.
Bald lernt er den Kameraden und Leidensgenossen Krüger kennen, der im Gegensatz zu ihm keiner Auseinandersetzung mit den Vorgesetzten aus dem Weg geht in dem festen Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das beginnt bei seiner beträchtlichen Lockenpracht, der er auf brachiale Weise alsbald ledig wird, und hört noch lange nicht beim Alltagsdrill auf.
„Hier will einer ein Individuum sein. Dann werden wir ihn auch ganz individuell behandeln“ gibt der Kommandant Kalt, ein Oberst wie aus dem NVA-Lehrbuch, die Parole zur gnadenlosen Hetzjagd auf Krüger aus („Sie sind ein Rostfleck am Schwert des Sozialismus“). Erst in der berüchtigten Strafkompanie Schwedt gelingt es, Krüger auf NVA-Maß zurechtzustutzen. Als gebrochener, stummer Befehlsempfänger kehrt er in die Kaserne zurück, wo die Offiziere (Ralf Dittrich, Uwe Dag Berlin und der überragende Ignaz Kirchner) insgeheim West-Nachrichten hören: Das DDR-Regime liegt in seinen letzten Zügen.
Unterordnung oder frühes Leid: Diese Frage stellt sich für Henrik, ein eher schüchterner und romantischer Rekrut, nicht. Der will einfach nur in Ruhe gelassen werden und lebt in seiner eigenen Welt. Seine Mutter kommt zwar zu Kurzbesuchen in die Kaserne, viel lieber aber ist er mit einer jungen, fröhlichen Krankenschwester Sonja zusammen, die er eher unfreiwillig bei einer Landpartie des Klinikpersonals (Katharina Thalbach gibt eine herrliche Matrone ab, Ezard Haußmann einen Chefarzt und Sohn Leander Haußmann dessen Assistenten) kennenlernt. Doch sie ist die Tochter des Oberarschlochs Kalt...
Wie schon in „Sonnenallee“ würzt Leander Haußmann seinen zweiten DDR-Spielfilm „NVA“, am 12. Juli 2008 von Pro Sieben als Free-TV-Premiere ausgestrahlt, mit Anekdoten, die sicherlich zum Teil auf eigene Erfahrungen in der Armeezeit zurückzuführen sind. Diese sind zum guten Teil lustig, aber auch schrecklich – und häufig leider einfach nur blöd. Wie die platte Zeichnung der militärischen Vorgesetzten, vor allem des Hauptmanns Stummel und des senilen Offiziers Futterknecht.
Eine echte Entdeckung aber ist Kim Frank in seiner ersten Leinwand-Rolle. Der Lead-Sänger der Pop-Band „Echt“ spielt den Henrik Heidler als sensiblen Traumwandler, der alle Klippen des Rekrutendaseins umschifft und vor allem trotz mancher Enttäuschungen in der „Etappe“ doch noch die große Liebe findet – wie Krüger, der nach all’ dem, was er durchgemacht hat, in Maries Händen bestens aufgehoben scheint...
Pitt Herrmann