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Während eines Urlaubs in den Schweizer Alpen lernen sich Achim, ein risikofreudiger Jung-Reeder und Willi, ein erfinderischer Lebenskünstler, kennen – weil sie in einen Unfall verwickelt werden. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein und können sich auch kaum leiden. In der Ferienhütte von Sven, einem friedliebenden Bankangestellten aus Sylt, finden die Streithähne notgedrungen Unterkunft. Als Sven jedoch durch einen unglücklichen Zufall ums Leben kommt, haben Achim und Willi ein Problem: Sven nämlich hat vor seinem Tod jede Menge interessanter Dinge erzählt: über seinen Chef bei der Bank, einen Haufen Schwarzgeld und den Schlüssel dazu –und das wollen Achim und Willi sich nun holen. Aber: Wohin mit der Leiche?
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Achim Delvental dagegen keucht die Alpen mit seinem schicken Mountainbike hinauf. Der Jung-Reeder hat einiges abzuarbeiten, bevor er sich in München das WM-Eröffnungsspiel live ansehen will, und kaum einen Blick für die herrliche Landschaft, während seine Gattin Rebecca daheim durchaus nicht auf schöne Aussicht(en) verzichtet.
Einige finanzielle Transaktionen per Handy – Achim ist eigentlich nur der ungeliebte Schwiegersohn eines Hamburger Reeders und hat sich bei windigen Transaktionen erheblich verspekuliert - und eine grandiose Abfahrt später knallen die beiden so gegensätzlichen Flachland-Tiroler zusammen. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht, denn aus dem Möchtegern-Manager und dem Hartz-IV-Empfänger werden sicherlich keine Freunde. Zum Glück wird Sven Hansen Zeuge des Unfalls. Der Sylter Banker aus der zweiten Reihe macht Ferien in der rustikalen Hütte, die er bis vor einem Jahr mit seiner Verlobten Beke teilte, die kürzlich ertrank – am Sylter Ellenbogen.
Sven, der noch mit seiner Mutter zusammenlebt und seinem Chef allmorgendlich die Brötchen bringt, um die Stunde vor dessen Eintreffen in der Privatbank zum Ordnen der Geschäftspapiere zu nutzen, weiß mit der plötzlichen Freiheit in idyllischer Kulisse nichts anzufangen und ist froh darüber, die beiden Streithähne bei sich beherbergen zu können. Während der unausstehliche Egozentriker Achim mit einem klapprigen Fernsehgerät leidlich ruhiggestellt werden kann, genießt es Willi, sich von Sven auch kulinarisch verwöhnen zu lassen: Frühstück auf der Wildwiese, Bergkäse, Wein. Es knirscht noch bisweilen in der Männer-WG, aber bald sind alle ein Herz und eine Seele.
Zumal wenns feucht-fröhlich zugeht. Wie am letzten Urlaubsabend, an dem Willi seine elektrischen Bastelkünste vorführt, als Höhepunkt sein berühmtes „Gurkenbrät“. „Heut' ist richtig schön“ seufzt Sven, lehnt sich gemütlich zurück – und haucht auf Willis bahnbrechender Erfindung sein Leben aus. Was tun mit der Leich‘? Dem gerade noch zu den Lebenden zählenden den letzten Wunsch erfüllen, eine „Seebestattung“ bei seiner Beke am Sylter Ellenbogen. Und dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auf Sylt könnte Sven ein letztes Mal seinem Chef die Brötchen bringen – im Austausch für den Schlüssel zur Bank.
Zunächst geht’s mit dem Bollerwagen zu Tal, dann im Dachgepäckträger von Achims Daimler über die Schweizer Grenze – just zum Zeitpunkt, als die Eidgenossen bei der Fußball-WM gegen Frankreich kicken. Klug ausgedacht von Achim, der freilich nicht bedacht hat, dass weibliche Grenzbeamte mit dem runden Leder nichts im Sinn haben. Auch andere Pannen bleiben nicht aus dank Willis enormer Nervosität, aber als das Trio unweit Stuttgart in Willis Häuschen angelangt ist – und Sven erst einmal in der Badewanne tiefgekühlt werden kann – ist die erste Etappe bewältigt. Das ganze Land im WM-Taumel, da fällt eine schwarz-rot-gold geschminkte „Bierleiche“ im Fond nicht weiter auf.
Brenzlig wird es, als mit Hamburg die zweite Etappe absolviert ist: Gattin Rebecca setzt Achim kurzerhand vor die Tür des Hauses und des Daimlers. „Keine fünf Minuten mit diesem Gammelfleisch mehr“: Willi streikt. Denn: Schwarzgeld im Tresor von Svens Sylter Bank stinkt nicht – aber Sven dafür inzwischen umso mehr. Also ab mit ihm in die Biotonne und quer durch die Hansestadt zu Achims Fiat-Sardinenbüchse. Noch ein Abstecher in eine Klinik, um letzte olfaktorische Probleme zu lösen – und dann schnurstracks in den hohen Norden.
„Vom Mittelstand zum Bodensatz – da ist 'ne Entschuldigung fällig“: Achim und Willi beschwören noch so manche Überraschungen herauf, bis „Peters, Pongs & Co“-Banker Lehmann zu seinen Brötchen, Sven zu seiner Seebestattung und Svens Mutter zu einem Überraschungspaket aus dem sonnigen Südafrika kommen...
„Bis zum Ellenbogen“ ist eine so schwarze wie herzerfrischende Low-Budget-Komödie, bei der einmal nicht die Genrefrage gestellt werden muss: Ob Tragikomödie, Road Movie oder Sozialdrama – ist alles wurscht, die Freude an der kruden Story und dem unbeschwerten Spiel steht allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Die Koproduktion mit Stüfi Film und Tyche Film konnte nur während des „Sommermärchens“ gedreht werden, weil die prominenten Schauspieler nur zur Fußball-WM Zeit hatten. Stefan Kurt und Jan Josef Liefers, beide über einige Zeit gemeinsam am Hamburger Thalia-Theater auf den Brettern, hatten sich mit Justus von Dohnányi auf kleinem Dienstweg unter Freunden zu diesem Spaß verabredet. Und es ist einer für beide Seiten der Rampe, sozusagen, geworden.
Pitt Herrmann