Asse

DDR 1965/1966 Dokumentarfilm

Asse genannt



Gisela Harkenthal, Filmspiegel, Nr. 4, 1966


Die, von denen #P#Karl Gass#P# in seinem Dokumentarfilm berichtet, kamen aus Magdeburg – die Brigade Habener, kurz #T#Asse#T# genannt. Sympathische, aufgeschlossene, selbstbewußte Männer, 50 Facharbeiter, die aus vier Brigaden des Magdeburger Stammbetriebes ausgewählt waren, um in Schwedt die termingemäße Übergabe eines wichtigen Produktionsabschnittes zu sichern. Sie bauten die "kalte Mitteldruckleitung", ein gewaltiges Labyrinth mächtiger Rohre.

"Die Habeners sind kritisch, eigenwillig und gar nicht einfach – aber es spricht sich herum, daß sie ihre Arbeit verstehen."
Sie waren von Anfang an dabei. Ihr Planziel lautete: Fertigstellung ihres Bauabschnittes zum Plantermin – ihr ethisches Ziel: sich in der Arbeit selbst zu beweisen, Schwierigkeiten nicht auszuweichen, sondern zu überwinden.
Die Brigade war Vorbild für die ganze Großbaustelle, ihr Brigadier Herbert Habener Vorbild für alle seine Kollegen. Er ist tüchtig, energisch und besonnen, Freund und Kritiker, Kumpel und Pädagoge, der Kopf seiner Brigade. Manchmal ein unbequemer Kopf wie alle, denen Oberflächlichkeit und Schlamperei nicht gleichgültig sind, die zur rechten Zeit am rechten Ort mit der Faust auf den Tisch schlagen und Veränderungen fordern.

Und die Habeners hatten überall ein gewichtiges Wort mitzureden: In den Produktionsberatungen, wo sich die Leitung mit handfester Kritik der Brigade über Probleme der Arbeitsvorbereitung auseinandersetzen mußte; beim Parteisekretär, der den Küchenchef vor die gesamte Brigade zitierte und ihm sehr scharf die Frage nach der Qualität des Werkessens stellte; beim Minister, der bei einem Werkbesuch mit Herbert Habener Erfahrungen austauschte. (…)

Darstellung der sozialistischen Wirklichkeit

Vielfältig wie die Arbeit und das Leben der Brigade ist die Anwendung der künstlerischen Mittel bei diesem Dokumentarfilm. Sehr viel erfrischend lebendiger Originalton (ein Lob dem Tonmeister für die gute Verständlichkeit!), von verschiedenen Personen gesprochener Kommentar, abwechselnd dynamische und unaufdringlich-liebevolle Kamera, eine originelle, rhythmische Musik.
Der Film ist nach Episoden gegliedert. Nach Brechtschem Vorbild läuft vor jeder neuen Episode über einem Standfoto ein Text ab, der dem Zuschauer Handlung oder Problem des kommenden Abschnitts erklärt, um ihm den seinen Denkprozeß lähmenden Spannungseffekt zu nehmen und Zeit zum Mitdenken und Miturteilen zu lassen.

Den Wert dieses Films macht die künstlerische Gestaltung eines bedeutenden Bereichs unseres gesellschaftlichen Lebens aus, seine Darstellung bewußt handelnder Menschen, deren Taten das Antlitz unserer Zeit prägen. Es ist ein Film, der von der inneren Hochachtung seiner Schöpfer vor dem Werk der arbeitenden Menschen zeugt und gerade deshalb Schwierigkeiten und Widerspräche beim Aufbau der gigantischen Werke des Sozialismus nicht vertuschen will. Da ist nichts inszeniert, was nicht das Leben selbst inszeniert hatte, nichts hinzugefügt, um der Wahrheit zu schmeicheln, nichts weggelassen, um das Gemüt zu beruhigen. Es ist keine leere, standpunktlose Beobachtung irgendeiner beliebigen Begebenheit, sondern lebendige Teilnahme am schöpferischen Werk schöpferischer Menschen – einfach, wahrhaftig, unmittelbar dargestellt und sehr bewußt interpretiert. (…)

Rechtsstatus