Die Abrafaxe - Unter schwarzer Flagge

Deutschland 2000/2001 Animationsfilm

Die Abrafaxe – Unter schwarzer Flagge


Ulrich Kriest, film-dienst, Nr. 22, 23.10.2001

Mit einem zünftigen Piratenabenteuer feiern die drei Comichelden ihren Einstand auf der Kinoleinwand. Eines Nachts lassen sich Abrax, Brabax und Califax ins örtliche Museum einschließen und stöbern in den Exponaten der nächsten Ausstellung. Durch Zufall entdecken sie eine aztekische Zauberschale, die die drei durch einen Zufall auf eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert schickt. Die Abrafaxe landen mitten unter Piraten in der Karibik, werden aber getrennt. Abrax und Brabax lernen den so eitlen wie stupiden spanischen Flottenadmiral Don Archimbaldo kennen. Dessen Schiff wird rasch zur Beute des gefürchteten Piraten Captain Blackbeard und die goldene Zauberschale, das Rückfahrt-Ticket der Abrafaxe, verschwindet erstmal aus dem Blick. Abrax, Brabax und der "gute" Pirat Shanty finden sich im Ozean treibend wieder und funktionieren kurzerhand eine im Wasser treibende Planke zum Surfbrett um. So kommen sie auf die Pirateninsel Tortuga, wo sie auch den listigen Califax wieder treffen, der gerade im Begriff ist, die Piraten beim Kartenspiel bis aufs falsche Gebiss auszunehmen. Auf Tortuga herrscht die schöne, charismatische Piratenkönigin Anne Bonney, die Blackbeard von der Insel verbannte, weil der durch seine Leidenschaft für spanische Galeonen die Existenz des Paradieses der Gesetzlosen gefährdete. Rasch freunden sich die drei Jungs mit der Piratenkönigin an, insbesondere Abrax verguckt sich in sie. Gemeinsam unternehmen sie eine romantische Ballonfahrt über Tortuga, die allerdings mit einem Absturz endet. Überhaupt ist die friedliche Zeit auf Tortuga zu Ende, denn Blackbeard versucht durch mancherlei Tricks Anne zu stürzen und scheut nicht davor zurück, sich dazu mit dem rachsüchtigen Don Archimbaldo zu verbünden. Nach einigem Geplänkel kommt es schließlich zum entscheidenden Kampf.

Drei dicke Freunde, deren spezifische Temperamente und Fähigkeiten sich bestens ergänzen und sie zum unschlagbaren Team werden lassen – das ist die Idee hinter der höchst erfolgreichen Comic-Serie "Die Abrafaxe", die zumindest im Osten der Republik Kultstatus genießen soll. Für den Kinoeinsatz ist das Trio leicht modernisiert worden, aber diese Feststellung bezieht sich allein auf das jugendliche Outfit. Die Qualität der Zeichnungen und der Animation lässt doch gegenüber aktuellen Standards einiges zu wünschen übrig. Ansonsten beginnt die fantasievolle Geschichte nicht ohne Grund im Museum, wo sich das Trio einerseits das nötige Orientierungswissen für seine erfolgreichen Zeitreisen verschafft, andererseits durch (harmlose) Neugier allererst in seine Abenteuer gerät. Die "Abrafax"-Serie zeichnet sich durch den Anspruch einer relativen historischen Authentizität aus, so existiert die Insel Tortuga wirklich und auch Anne Bonney und Captain Blackbeard sind historisch verbürgte Figuren. Allerdings überwiegt der Unterhaltungsanspruch und Zugeständnisse an aktuelle Sehkonventionen deutlich die historische Genauigkeit, wenn letztlich doch recht konventionelle Gut-Böse-Schemata und allerlei abgestandene Klischees (Geschlechterrollen, Gewaltdarstellung) die Handlung strukturieren: Friedlicher Eskapismus der "guten" Piraten um Anne Bonney steht unvermittelt gegen die Habgier und die Gewalttätigkeit Blackbeards. Für Kinder mag es dabei durchaus unterhaltsam sein, dass es immer wieder ihr aktuelles Alltagswissen ist, das die Abrafaxe aus den entstehenden Notlagen rettet. Zudem scheut der Film nicht vor der heiklen Aufgabe zurück, eine positive Identifikationsfigur sterben zu lassen, um die Bösartigkeit Blackbeards zu unterstreichen.

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