Otto - Der Außerfriesische
Otto – der Außerfriesische
Wilhelm Roth, epd Film, Nr. 8, August 1989
Otto und der Film: Eine unglückliche Liebe? Oder doch eher eine Mesalliance? Der dritte Otto-Film ist die bisher stärkste Annäherung des ostfriesischen Spaßmachers an das Kino. Und damit der endgültige Beweis, daß Otto und das Kino nicht zusammen passen, was den Erfolg im Kino, bei der Otto-Gemeinde, nicht verhindert.
Otto hat diesmal eine richtige Geschichte: Hi Speed Unlimited will in Ostfriesland eine Teststrecke für einen Raketengleiter bauen. Einziges Hindernis in dem menschenleeren Land: der alte Leuchtturm, den Otto bewohnt, der aber eigentlich seinem Bruder Benno gehört, der seit einem Jahr in Florida lebt. Der Bruder muß her, um die Pläne des Multis zu durchkreuzen. Otto bricht auf nach Amerika ...
Da die Geschichte erzählt werden muß, sind die Ottoschen Kalauer, Witze, Nonsense- Verse, Pantomimen und Gags nur noch Einlagen oder Abschweifungen. Sie haben etwas Beiläufiges, Zierliches, wirken wie kleine Improvisationen am Rande, sie gehen unter in den Kinoklischees und auf der CinemaScope-Leinwand. Für diesen Verlust kann aber die Geschichte keineswegs entschädigen. Sie wird holprig erzählt, ohne Sinn für Timing, ohne Bildphantasie. Das Breitwandformat wird nur am Anfang gut genutzt, beim Flug über die weite, menschenleere ostfriesische Landschaft. Zu der generellen Unfähigkeit, filmisch zu denken und zu erzählen, kommen aber hier noch weitere Unzulänglichkeiten: Die Begegnung des Ostfriesen Otto mit den USA bringt nur ein paar matte Scherze hervor; die Konfrontation Ottos mit seinem geschniegelten, schwul wirkenden Bruder Benno – Otto spielt beide Rollen – bleibt in Äußerlichkeiten stecken; die Gastauftritte von Loriot und Steffi Graf sind unergiebig.
Schließlich ist nach drei Otto-Filmen wirklich zu fragen: Ist Otto abendfüllend? Reicht es, daß er Filmpartner hat, die nicht mehr als Stichworte liefern? Was bei den Fernsehshows, die ja viel kürzer waren, genügte, der Soloauftritt, wird im Kino auf die Dauer langweilig. Ich stelle mir vor, man ließe einmal die drei größten komischen Monomanen Herbert Achternbusch, Alfred Edel und Otto Waalkes aufeinander los (Regie: Christoph Schlingensief?) – das würde bestimmt chaotisch, aber vielleicht spannend.