Der Stolz der Kompagnie
Der Stolz der Kompagnie
Dr. M–l. (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 48, 26.2.1926
So echt amerikanisch wie der vorige, so echt deutsch ist dieser Film. Ein Film der Vorkriegszeit. Eine Militär-Humoreske, die sich aber nicht scheut, auch die krassen Mißstände des Militarismus, vor allem menschenschinderischen Drill rückhaltlos zu schildern, die aber in Stoff und Ausführung so liebenswürdig ist, daß man aus Lachen und Lächeln nicht herauskommt. Also kein "Militärfilm", wohl, aber eine famose Humoreske im Stil etwa des Freiherrn von Schlicht. Schirokauer und Jacoby schrieben das nette Manuskript. Jacoby führte auch die prachtvolle Regie. Der Film hat Schmiß und Tempo bis etwa auf das letzte Viertel. Hier, wo das militärische Milieu zwei Liebesgeschichten Platz machen muß, wird die Handlung ein wenig schleppend. Das aber wird herrlich ausgeglichen durch die Darstellung. Es ist durchaus nicht nur Reinhold Schünzel, der den Film trägt. Gewiß, er ist witzig, dummdreist und einfallsreich, er unterdrückt angenehm seine sonstigen Star-Allüren, aber er hat Mitspieler., die ihm ebenbürtig bleiben. Besonders Camilla Spira, die hier die Rolle, einer drallen Köchin spielt, hat endlich eine Rolle gefunden, die ihr auf den prächtigen Leib geschrieben ist. Sie reißt durch ihre urwüchsig-echte Kunst, die doch niemals übertreibt, zu starkem Beifall hin. Aus der Fülle sonstiger Prominenter erwähnen wir, durch Raummangel zur Kürze gezwungen, dankbar nur noch die Potechina,Vespermann, vor allem Kampers, Falkenstein, Bender, Pittschau und Siegfried Arno. Die Ungenannten waren nicht schlechter! – Photographie (Kanturek) und Architektur (?) boten Allerbestes. Auch dieser Film wird ein großes Geschäft sein, er wird "der Stolz der neuen Strauß-Kompagnie" werden!