Winnetou III

BR Deutschland Jugoslawien 1965 Spielfilm

Winnetou - 3. Teil


Bert Markus, filmecho/filmwoche, Nr. 84, 23.10.1965

Horst Wendlandt, Produzent der Winnetou-Trilogie, ist nicht wortbrüchig geworden: Der große Häuptling der Apachen wird tot in die Jagdgründe seines Stammes geleitet – während Old Shatterhand hoch zu Roß der Hülle seines Blutsbruders folgt. Zuvor haben die beiden gegen Banditen und den Stamm der Jicarillos heiße Kämpfe ausgetragen. Als die Regierungstruppen in den Endkampf eingreifen, ist der Sieg eigentlich schon entschieden. Ein Pyrrhussieg, weil er mit dem Leben Winnetous erkauft werden mußte. Doch bevor das hinterhältige Geschoß des Banditen Rollins dem Leben des roten Häuptlings ein jähes Ende setzt, erstrahlten noch einmal der Glanz und die Gloriole dieser unsterblichen Figur, feierte die Abenteuerwelt Karl Mays und seiner beiden ersten Phantasiegestalten Old Shatterhand und Winnetou ein Breitwandfest, das Goldmedaillenträger Harald Reinl als Regisseur mit seinem ausgezeichneten Kameramann Ernst W. Kalinke in einer Form- und Farbenpracht entfesselte, wie es ein deutscher Film des Unterhaltungsgenres wohl noch nicht geboten hat. Wer alle drei Winnetou-Filme sah, der wird konstatieren, daß dieser dritte Teil der beste Wurf geworden ist. So überlegen in der Darstellerführung und in der Regie der Massenszenen, so gepflegt in den Farben, so voller Rasanz im Schnitt und liebevoll in jedem Detail – bis zum letzten Pferdehalfter – sah man selten einen Abenteuerfilm. Regisseur Reinls Herz für das Pferd und die Romantik fühlt man ebenso sehr schlagen wie das Herz des ehemaligen Alpinisten und Assistenten Dr. Fancks für die herrliche Naturkulisse der Bergwelt. In den tosenden Passagen an den Wasserfällen und am Bärenfluß mit den lachsfressenden Tolpatschen feiert Ernst Kalinkes Kamera die schönsten Bildtriumphe. Unterstrichen werden diese Landschaftspassagen ebenso wie die Ritte und Kampfszenen durch die moderne Klangkulisse Martin Böttchers, die alles noch mitreißender, wirbelnder, romantischer oder elegischer macht – je nach der vorherrschenden Grundstimmung. Lediglich der Mollton im Hinblick auf Winnetous Tod mit Glockenklang und Trauermarsch drängt sich ein wenig zu zeitig ins Ohr. Der Geleitzug zum Schluß ist etwas zu lang und gefühlsbetont geraten. Die bewährte Standardbesetzung mit Lex Barker (Old Shatterhand) und Pierre Brice (Winnetou) wird diesmal wieder durch die von Ralf Wolter (übrigens glänzend) ins Bild gebrachte Figur von Sam Hawkens bereichert. Der Gouverneur von Carl Lange ist ebenso nobel wie der Rollins von Rik Battaglia schurkisch ist. Sophie Hardy hüpft als appetitliche Amüsierdame leichtgeschürzt durch die ernste Männerwelt. – Winnetou ist tot.


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