Das letzte Fort
Das letzte Fort
da., Lichtbild-Bühne, Nr. 163, 10.7.1929
Der Film gibt dem Publikum, was des Publikums ist. Atemlose Spannung herrscht im Titania-Palast. Die grellen Farbtöne der einzelnen Bilder, die so recht der Mentalität und der Vorstellungswelt des großen Publikums entsprechenden Charaktere, all das packt! Die Erregung, mit der die romantischen Vorfälle, der tolle Betrieb auf dem Fort und besonders der Kampf um Yvonne verfolgt wird, macht sich schließlich in stärkstem Beifall Luft. (...)
Die Einrichtung des Drehbuchs besorgten Hans Wilhelm und Hermann Kosterlitz. Die Anregungen Curt J. Brauns und Hellmanns werden zu einem romantischen Reißer verarbeitet, an dem die Massen der Kinobesucher ihre helle Freude haben werden.
Kurt Bernhard, Spezialist, für erotisch-extravagante Stoffe, hat sich mit spürbarem Können für den Film eingesetzt. Er versteht aus den Szenen herauszuholen, was herausgeholt werden sollte. Sorgfältige Kleinarbeit, wie viele eigenwillige Passagen, sind ebenso wie andererseits bestes Tempo zu konstatieren. Manches ist vielleicht zu stark akzentiert, viele Outriertheiten werden überbetont. Für all das darf man wahrscheinlich Bernhard nicht verantwortlich machen.
In der Führung und Bewegung großer Massen, wie im Aufbauen und Durchführen auch der komplizierten Vorgänge verrät die Inszenierung Bernhards wieder beste handwerkliche Sicherheit.
Heinrich George hat eine Rolle, in der er seinem Temperament alle Zügel schießen lassen kann. Ein Vergleich mit wirklich überzeugenden Triebmenschen und Naturburschen (Mac Leaglen etwa) dürfte nicht zu seinen Gunsten ausfallen. Alexander Granachs tückischer und unberechenbarer Kobold von Gestino ist mit die schauspielerisch reizvollste Leistung des Films (so wenig überzeugend auch diese Figur ist?).
Albert Steinrück fesselt – seine Rolle ist leider nur kurz – für wenige Minuten wieder stärkstens. Es gelingt ihm, der grobgezeichneten Figur des Kommandanten durchaus menschliche Züge zu geben.
Deplaciert Maria Paudler als Yvonne. Mit ihrer derben Frische und kessen Körperlichkeit waren die erotischen Möglichkeiten der Hauptszenen nicht zu erschöpfen. Kaum das Grob-Sexuelle mancher Situationen zündet.
Fritz Odemar ist ein annehmbarer, als Liebhaber zurückhaltender Leutnant. An der Kamera arbeiteten Fritz Arno Wagner, A. von Schwerdtführer und V. Arnoux. Für die Bauten zeichnet J. von Borsody. Ein wesentliches Aktivum sind auch die großartigen Wüstenaufnahmen, die dem Film einen fesselnden und interessanten Hintergrund geben.