Zum Teufel mit Harbolla

DDR 1988/1989 Spielfilm

Inhalt

Die DDR im Jahr 1956: Der frischgebackene, sehr gewissenhafte NVA-Zugführer Engelhardt erhält den Auftrag, seinen Vorgänger Harbolla aus dem Arrest in die Kaserne zurückzubringen. Unteroffizier Harbolla, ehemaliger Schmied, hatte sich unerlaubt von der Truppe entfernt und war in einer Kneipe in Uniformhose und Unterhemd Rock ′n′ Roll tanzend von einer Streife aufgegriffen worden.

Jetzt hat er es gar nicht eilig damit, wieder in die Kaserne zu kommen und weigert sich, den schnellsten Weg zu nehmen. Zuerst will er noch sein "Bratkartoffel-Verhältnis" Heidelore besuchen, die in erwähnter Kneipe arbeitet. Dort trifft Engelhardt zufällig Anita wieder, der er unfreiwillig beim Schmuggeln geholfen hat. Und das ist nur der Anfang einer Reihe turbulenter Verwicklungen um Schmuggler, einen Alt-Nazi und eine FDJ-Versammlung. Als die beiden ungleichen Soldaten all diese Abenteuer überstanden haben, erkennen sie, dass sie Freunde geworden sind.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Hinter dem Rücken, verdeckt von schwungvollen Röcken und Petticoats, wandert eine Polydor-Single von Hand zu Hand, bevor die Taste einer Musikbox gedrückt wird: Forever Elvis! Wir schreiben das Jahr 1956 und die Musikwahl der tanzbegeisterten jungen Leute ist ebenso wenig ungewöhnlich wie ihr Outfit. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten wird deutlich, dass hier nicht in einer westdeutschen Dorfgaststätte Rock'n Roll getanzt wird, sondern in der „Linde“ in Oranienburg, und das liegt im Brandenburgischen. Freilich noch nicht so tief in der DDR-Provinz, als dass die Versorgungslage mit heißbegehrter West-Ware ein Problem darstellt. Jedenfalls nicht gut vier Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges.

Draußen vor der „Linde“ sind junge Volksarmisten angetreten, in Reih' und Glied. Was sie nicht daran hindert, bis zum Einsatz im Elvis-Rhythmus mitzuwippen. Doch dann ist Schluss mit lustig und die junge NVA-Garde nimmt ausgerechnet einen der ihren als wildesten Tänzer fest, weil ohne Papiere unterwegs: Harry Harbolla. Ein Unteroffizier der gerade erst gegründeten DDR-Truppe „Nationale Volksarmee“ - und schon ehemaliger Zugführer. Denn die Parteibonzen des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates haben dem gelernten Schmied einen „Studierten“ vor die Nase gesetzt.

Schnitt. Die erste Offiziersgeneration der NVA hat gerade ihre Ausbildung abgeschlossen, im Kasino der Kaserne geht’s bei der Filmvorführung „Sie tanzte nur einen Sommer“ mit der berühmten Nacktszene Ulla Jacobssons hoch her. Ausgerechnet der frischgebackene Leutnant Gottfried Engelhardt, Zugführer der darob grantelnden Harbolla-Leute, erhält den Auftrag, seinen bei der Truppe ungemein beliebten Vorgänger aus dem Standortarrest abzuholen.

Ein Himmelfahrtskommando für den schmächtigen und auch sonst eher zart besaiteten jungen Intellektuellen, der im Zug nach Oranienburg einer attraktiven jungen Frau durch die S-Bahn-Kontrolle hilft – und damit, wie er erst hinterher erfährt, einer Zigarettenschmugglerin. Anita heißt die kokette Person, der er gleich wieder begegnet, in der „Linde“. Wohin ihn Harbolla genötigt hat, bis zur Abfahrt des Zuges nach Berlin - dem deftigen Essen und der nicht minder deftigen Köchin Heidelore zuliebe. „Mensch ist ein Dienstgrad, höher als General“: Harbolla, der Tegtmeier des Ostens, bleibt stets Mensch – und lässt nichts aus. Keine hoffnungsfrohen FDJ-Blauhemden, die ein starkes Manneswort in ihrer sozialistischen Aufbau-Schlacht erhoffen, keine alkoholreiche Feier unter schönen Frauen (allein das Zuschauen wert: Katrin Saß und Walter Plathe als biedere staatliche Unterhaltungskünstler), keinen gewinnversprechenden Deal mit dem Uhrmacher, der die angehende Berliner Medizinstudentin Anita als Lockvogel und Kurier ausnutzt.

Nach einer durchzechten Nacht landen die beiden uniformierten Helden in den Betten ihrer Objekte der Begierde. Nur dass Engelhardt damit leben muss, es mit einer „Käuflichen“ zu tun gehabt zu haben - und der Hallodri Harbolla, demnächst Vater – und Ehemann – zu werden. Amboss oder Hammer – immer Mensch bleiben: So nehmen zum guten Schluss doch noch beide denselben Zug in die Hauptstadt...

Diese im letzten Jahr der DDR entstandene Komödie über Lust und Frust der 1950er Jahre kann sich, auch im Vergleich mit weitaus aufwendigeren West-Produktionen etwa Leander Haußmanns, durchaus sehen lassen. Was an Bodo Fürneisens feiner Gratwanderung zwischen Militärklamotte und Milieuschwank liegt, seinem nach den drei Fernseh-Auftragsproduktionen „Robert in Berlin“, „Die Geschichte vom goldenen Taler“ und „Die Weihnachtsgans Auguste“ Kino-Regiedebüt bei der Defa so kurz vor Toresschluss. Und an der tollen Besetzung mit im Westen bis auf Katrin Saß nahezu unbekannten DDR-Stars wie Zwinger-Trio-Mitglied Tom Pauls. Die Erstausstrahlung übernahm das Bayerische Fernsehen am 30. Januar 1991.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Requisite

Kostüme

Schnitt

Mischung

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2769 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 24.02.1989, Berlin, International

Titel

  • Originaltitel (DD) Zum Teufel mit Harbolla
  • Weiterer Titel (DD) Zum Teufel mit Harbolla, - Eine Geschichte aus dem Jahre 1956

Fassungen

Original

Länge:
2769 m, 102 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 24.02.1989, Berlin, International