Rose Bernd

Deutschland 1919 Spielfilm

Henny Porten als "Rose Bernd"


R–m., Lichtbild-Bühne, Nr. 42, 18.10.1919


Dieser Hauptmann-Film ist keine Blasphemie, sondern Kunst. Der dichterische und menschliche Gehalt der ländlichen Tragödie ist in wesentlichen Bestandteilen in den Film hinübergerettet worden. Die behutsame Hand Halms, des Bearbeiters und Spielleiters, hat ein Werk zu schaffen verstanden, das die Warte des Bühnenspiels in filmische Wirkung umsetzt. Hauptmanns wundervolle Menschlichkeit greift auch in diesem Film an die Herzen. Die Handlung ist lebendig und ohne Zwang kurbelreif gemacht, die verbindenden Texte haben den Klang der Dichtung. Dieser glücklichen Bearbeitung entspricht die Darstellung. Henny Porten hat der Rose-Bernd-Gestalt, die ihrem bisherigen Schaffen recht fern steht, die Darstellungskunst eines künstlerischen Vollblutmenschen geschenkt: dieses ins Ländliche übertragene Gretchen packt durch die Echtheit und die ergreifende mimische Kraft. Ebenbürtig ist der Streckmann Jannings, ein prachtvoll verdorbener Kraftmensch von unheimlicher Lebensfülle, vielleicht die stärkste männliche Leistung, die der Film bisher aufzuweisen hatte. Auch die übrigen Darsteller, so die glänzend gesehene Studie des greisen Bernd, die Werner Krauß schuf, der in seiner Schlichtheit anziehende Buchbinder Bildts, die weibliche Güte Ilka Grünings – es war ein Zusammenspiel von stärkster und eindrucksvollster Geschlossenheit. Zu der Wirkung trug die überaus geschickte Wahl der Landschaftsbilder und Innenräume bei, die kein Geringerer als Baluschek beraten hat. Im Ganzen: wieder ein Film, dessen Kunstgehalt auch der nicht verblendete Gegner zugeben muß. Photographisch war auch alles gleichmäßig gelungen.

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