Männer wie wir
Männer wie wir
Frank Arnold, epd film, Nr. 10, 01.10.2004
Nach dem gerade erst gestarteten "Sommersturm" ist "Männer wie wir" der zweite deutsche Film dieses Jahres, der eine Coming-out-Geschichte mit Sport verknüpft. Allerdings nicht als atmosphärisch dichte Geschichte mit melodramatischen Akzenten wie der autobiografisch getönte Film von Marco Kreuzpaintner, sondern als Komödie, die über dieses populäre Genre ein möglichst großes Publikum anzusprechen versucht. Was gar nicht mit einem Werturteil verbunden ist – oder zumindest nicht sein sollte. Bei der Pressevorführung in Berlin gab es jedenfalls Gelächter, als im Vorspann zu lesen war, der Film sei in Zusammenarbeit mit RTL produziert worden. "Männer wie wir" ist ein Film, dem man durchaus vorwerfen kann, dass er ein Arsenal schwuler Typen vorführt. Man muss ihm allerdings ebenso zugestehen, dass er hinter den Typen auch die Menschen zeigt – mal mehr, mal weniger, denn um elf Freunden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sind anderthalb Stunden zu kurz, also bilden in diesem Fall u.a. die beiden brasilianischen Kicker nicht mehr als bunte Farbtupfer.
"Männer wie wir" ist auch ein Fußballfilm, denn in Gang gesetzt wird die Geschichte, als das Versagen des Torwarts Ecki im entscheidenden Spiel die Mannschaft des FC Boldrop den Aufstieg in die Regionalliga kostet und Ecki am selben Abend geoutet wird. Das sind in der Kleinstadt gleich zwei Gründe für einen Rausschmiss. Aber Ecki macht die Niederlage gerade mutig: er verkündet, in vier Wochen gegen seine alte Mannschaft anzutreten, mit einer eigenen, schwulen Truppe. Aber die muss er erst einmal zusammenbekommen. Wofür er sich nach Dortmund absetzt. In einem publikumswirksamen Wechselspiel aus Erfolgen und Niederlagen wächst die Mannschaft schließlich zusammen, wobei der Film sympathischerweise eher die Rückschläge akzentuiert, auch wenn das von seinem Gespür für Pointen überdeckt wird. So zeigt der Imbiss-Angestellte Ercin auf ein Plakat seines Idols David Beckham und meint, "Natürlich ist der schwul – er weiß es nur noch nicht!"
Knapp und präzise umrissen wird etwa das Verhältnis des Lederschwulen Rudolf zu seinem kleinen Sohn oder auch der Moment, wo Ecki gegenüber seinen ehemaligen Mannschaftskameraden seine Liebe zu Sven verleugnet. Dass der Film insgesamt die Balance wahrt zwischen publikumswirksamer Komik und einem tiefergehenden Interesse an einer Reihe der Figuren, dürfte nicht zuletzt der Distanz zuzuschreiben sein, die die Regisseurin Sherry Hormann der Fußballwelt entgegenbringt. Ebenso Bewunderung verdient aber auch das verhaltene Spiel der beiden Hauptdarsteller David Rott (der schon in Marco Kreuzpaintners "Ganz und gar" positiv auffiel) und Maximilian Brückner, der als Ecki sein Kinodebüt gibt. Brückner scheint ein Naturtalent zu sein und müsste – wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gäbe – nach dieser darstellerischen Leistung zum Shooting Star avancieren.