Kurz und schmerzlos

Deutschland 1997/1998 Spielfilm

kurz und schmerzlos


Tom Beyer, Schnitt – Das Filmmagazin, Nr. 12, April 1998

Käme dieser Film nicht aus Deutschland und wäre er nicht von einem gerade erst 24jährigen in Szene gesetzt, man brauchte ihm wohl kaum Beachtung zu schenken. Zu abgegriffen ist die Story und zu groß sind die stilistischen Schwächen bei diesem Debütfilm, in dem wieder einmal ein aus dem Knast Entlassener der Gewalt abschwört. Aber nicht nur die kleinkriminellen Freunde Bobby und Costa stehen Gabriel dabei im Wege, sondern auch die aufkeimende Liebe zu Bobbys hübscher Freundin Alice. Als sich der ungestüme Bobby auch noch mehr und mehr in die Fänge der albanischen Mafia begibt, beschwört er damit einen Strudel der Gewalt herauf, der auch vor Gabriel nicht halt macht.

Fatih Akin macht keinen Hehl daraus, wo seine Vorbilder zu suchen sind. Dafür erinnern die Protagonisten trotz ihrer unterschiedlichen Nationalitäten zu deutlich an die Helden amerikanischer Straßendramen und vor allem an ihre Gegenstücke aus Scorseses "Mean Streets".

Trotz der bekannten Versatzstücke und übermächtigen Vorbilder, gelingt es Akin, seiner düsteren Großstadtballade auch einen ganz eigenen Touch zu geben, sie in der multikulturellen Wirklichkeit Hamburg-Altonas zu verankern. Bis zur überflüssigen Dramatik des Showdowns hält der Film geschickt die Balance zwischen genauer Milieubeobachtung, Jugenddrama und Krimielementen und überzeugt durch glaubwürdige Figuren. Die schauspielerischen Glanzpunkte setzen dabei allerdings nicht das in Locarno ausgezeichnete Hauptdarsteller-Trio, sondern Idil Üner und Regula Grauwiller in den weiblichen Nebenrollen. Vor allem Regula Grauwillers intensives Spiel bleibt in bester Erinnerung und läßt auf eine große Zukunft des Ex-Cowgirls hoffen. Der Regisseur Fatih Akin dagegen ist nicht der große Hoffnungsträger des deutschen Kinos, zu dem er bereits nach seinen Kurzfilmen gerne gemacht wurde, aber zum infantilen Paarungsverhalten problembeladener Großstädter hat er allemal die interessantere Alternative zu bieten.

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