Operation Dance Sensation

Deutschland 2001-2003 Spielfilm

Operation Dance Sensation

Trivialkunstwerk aus dem deutschen Underground


Jörg Buttgereit, epd Film, Nr. 7, 01.07.2004

Versuchen wir es so: Der Vietnam-Veteran Jackson (Thilo Gosejohann), der als arbeitsloser Kopfgeldjäger mit seiner Tochter im Ruhrgebiet lebt, registriert mit Besorgnis, dass seine alten Erzfeinde aus dem Krieg, das fiese Narbengesicht Zorc und der brutale Söldner Atlas (Simon Gosejohann), die angesagte Disco "Dance Sensation" von Ralf Eden übernehmen, um dort insgeheim Waffengeschäfte mit dem Irak abzuwickeln. An der Grenze zwischen den USA und dem Irak kommt es zu einem explosiven Shootout mit riesenhaften Feuerwaffen.

Was auf den ersten Blick wie der blödsinnigste Plot der Filmgeschichte klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein kleiner, unabhängig produzierter, alberner Geniestreich einer Gruppe von Filmenthusiasten. Ohne Budget, dafür aber mit viel Enthusiasmus und Detailtreue haben Thilo und Simon Gosejohann mit ihrer Neverhorst-Company zwei Jahre lang an ihrer liebevollen und zugleich respektlosen Amateurfilmperle auf Digital Video gedreht. Der deutsche Filmuntergrund lebt auf, wenn die Filmemacher und ihre herrlich laienhaften Selbstdarsteller 104 Minuten lang vollen körperlichen Einsatz zeigen und zielsicher die Antikriegsdramen der Herren Coppola und Spielberg sowie die frühen, politisch unkorrekten Action-Jugendsünden von Stallone und Schwarzenegger persiflieren. Infantiler Waffenfetischismus und bis ins Lächerliche übersteigerte Körperverstümmelungen entlarven dabei tatsächlich die Verlogenheit eines jeden Anti-Kriegsfilms, der das Grauen des Krieges – der "guten Sache" wegen – drastisch bebildert.

Simon Gosejohann, der lange Zeit die Filmmagazine "Zelluloid" und "Film ab" für den Musikkanal Viva moderierte und produzierte, hat zudem seine Kontakte zur Musikszene spielen lassen, um "echte" Stars für (selbstverständlich unbezahlte) Nebenrollen zu gewinnen. So kommt es, dass Medienprofis wie Anke Engelke als Provinz-Fernsehmoderatorin, Bela B. Felsenheimer (Drummer der Spaß-Punk-Gruppe "Die Ärzte") als religiöser TV-Psychologe oder Jasmin Wagner (Ex-Techno-Girly Blümchen) als kesse Krankenschwester in diesem ungehobelten Trivialkunstwerk mitwirken, um neben ihren kommerziellen Erfolgen in den etablierten Medien auch an ihrer street credibility zu arbeiten. Das Spiel der Profis wirkt wohl deshalb so unbeschwert, weil es hier nicht um Einschaltquoten und Verkaufszahlen von Tonträgern geht. Ein Film wie ein Kindergeburtstag.

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