Die Puppe

Deutschland 1919 Spielfilm

Die Puppe


Oh., Lichtbild-Bühne, Nr. 49, 6.12.1919


In dem Ufa-Palast am Zoo ist jetzt "Die Puppe", ein auf der Operettenbühne gern gesehenes Musenkind A. E. Willners und Audrants, eingezogen. Auch sie dürfte, als würdige Nachfolgerin der "Madame Dubarry", sich an dieser Stätte für geraume Zeit häuslich niederlassen. "Eine lustige Geschichte aus der Spielzeugschachtel" nennt sich dieser neue Union-Film, und in der Tat wirken die einzelnen Bilder wie Ausschnitte aus einem modernen Bilderbuch für Kinder mit seiner harmlosen Naivität, seinem ungekünstelten Humor. Der Erfolg des Werkes ist in erster Linie dem Konto der Regie gutzuschreiben. Lubitsch, wandlungsfähig und einfallsreich wie wenige seiner Rivalen, auf das Filmwirksame geeicht und, von seltenen Entgleisungen abgesehen, stets geschmackvoll, hat hier eine Reihe alter, lustiger Ideen geschickt verwendet und aufgemacht, viel neue aus eigenem hinzugefügt. Er läßt die Romantik der Märchenwelt in entzückenden Bildern erstehen, nur leider hin und wieder ins Possenhafte übergleitend. Diesem einzigen Manko wäre mit kleinen Streichungen leicht abzuhelfen. Gut unterstützt wird seine Regie durch witzige, von Kräly scharf pointierte Zwischentexte, deren einige der Operette entnommen sind, sowie durch Kurt Richters freigiebige Ausstattungskünste und Theodor Sparkuhls saubere Photographie. Geradezu glänzend ist die Darstellung, darunter eine Reihe charakteristischer Typen. Allen voran Hermann Thimig, der in der Rolle des Lancelot, trotz der ihm gut zu Gesichte stehenden Naivität, jede Süßlichkeit vermeidet. Ossi Oswalda weiß mit ihrem wirbelnden Temperament und ihrem verführerischen Lächeln dem "unschuldsvollen Engel" kunstgerecht den Kopf zu verdrehen. Wiederholten Soloapplaus holte sich der kleine Gerh. Ritterbrand, der einen Lausbubenlehrling, halb Busch, halb Thoma, lebensecht auf die Beine stellt. Die Darstellung des quecksilbrigen Puppenfabrikanten (echt Marke Janson), des feisten, unersättlichen Prior (Jakob Tidtke) und der resoluten Amme (Josephine Dora) sei sonst noch rühmend genannt.

Der zweite Teil des Programms wird durch das Ballett Charell ausgefüllt, dessen Tänze, trotz einiger zweitklassiger Sololeistungen, auch heute noch den Geschmack und den Geist Kainers atmen. In den Einzeltänzen taten sich neben Charell selbst Dora Kasan und besonders Charlotte Mührig, der man eine gute Zukunft prophezeihen darf, hervor.

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