Schloß Vogelöd
Schloß Vogelöd
Der Kinematograph, Nr. 739, 17.4.1921
(...) Daß es der Regie F.W. Murnaus gelungen ist, gerade das Seelische zum Ausdruck zu bringen und auf äußere Sensationen zu verzichten, ist die besondere Stärke dieses Films. Die Inszenierung ist ganz auf Stimmungen eingestellt: Die äußere Atmosphäre mit Sonne, Regen und Sturm gibt stets die unter den Schloßbewohnern herrschende Stimmung wieder, ist Mittler für feinste Seelenschwingungen, wie das Schloß selbst, das mit hellerleuchteter Front bald fröhliche Gesellschaft, bald mit nur zwei ins nächtliche Dunkel leuchtenden Fenstern sorgenschwere Stunden andeutet. Hier sind neue Ausdrucksmittel von ausgezeichneter Wirkung gefunden. Famos war die bei Sonnenschein ausrückende und bald darauf bei strömendem Regen heimkehrende Jagdgesellschaft.
Auch die Darstellung war vorzüglich, allen voran Lothar Mehnert als Graf Oetsch, eine prachtvolle Figur, äußerst prägnant im Mienenspiel, durchaus der Typ des aristokratischen Outsiders, wie ihn das Buch schildert und die dominierende Gestalt des Ganzen. / Olga Tschechoff vom Moskauer Theater war wie geschaffen für die Baronin Safferstädt, voll sonniger Grazie in der Episodenrolle, besser noch und tief ergreifend in der Darstellung der von Gewissensnöten geplagten Frau, rein menschlich und ohne falsche Töne. (...)