Kolonne X

Deutschland 1929 Spielfilm

Kolonne X


Lichtbild-Bühne, Nr. 188, 8.8.1929


"Kriminaldrama aus der Unterwelt" nennen Herbert Juttke und G.C. Klaren ihr Manuskript, es wurde der Schünzel-Film daraus, denn Reinhold Schünzel findet hier eine Bombenrolle von unendlicher Mannigfaltigkeit, in der er alle Register der Charakterisierung vollendet spielen lassen kann. (...)

Ein moralischer Film trotz des Milieus, das Reinhold Schünzel, als Regisseur, wiedergibt wie kein zweiter. Tatkräftige und fördernde Hilfe fand er beim Architekten Gustav A. Minzenti und vor allem beim Kameramann Willi Goldberger. So entstanden Bilder besonderer Qualität, genannt sei nur die Fahrt im Auto, der Deckeneinbruch, die Flucht und Verfolgung durch Gullis, die Szenen im Spielklub (auch kurze Kriegsszenen, deren Teilankündigung genügt hätte), die Verhaftung und vieles andere.

Bis zur Entwicklung der dramatischen Momente ist der Film mit Bild- und Titelhumor gewürzt; aber stärker noch interessiert die Handlung, das Spiel.

Das Spiel: Reinhold Schünzel als Opfer des Schicksals; darin zeigt er seine echte Künstlerschaft. Dann Grete Reinwald. Er hätte keine richtigere Partnerin finden können. Sie findet unbegrenzte Töne der Liebe, des Leides, der Seelenangst, des Einsatzes mit ihrem ganzen Ich für die Rettung des Gatten.

Dann Ernst Stahl-Nachbaur: ein Kriminalkommissar, wie er sein soll; und doch, so lange es nicht mit seiner Pflicht kollidiert, Mensch, Kamerad, Freund.

Die Übrigen nur nebensächliche Personen, das Verbrechertrifolium Oskar Sima, (sehr charakteristisches Spiel, gewiß ein Mitverdienst der Regie), Arthur Duarte und der jugendliche Gerhard Ritterband; Olga Engl als schwerhörige Tante und Otto Wallburg als Bankier und Verführer. Man kommt fast in Versuchung, das Wort Kammerspiel zu gebrauchen. (...)

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