Berliner Ballade
Berliner Ballade
K. B., film-dienst, Nr. 7, 15.02.1949
Man spürt sofort: Die Väter dieses eigenwilligen Films sind Kabarettisten. Das Drehbuch von Günter Neumann lehnt sich – auch in den Chansons – an seine zeitsatirische Kabarettrevue „Schwarzer Markt“ an, die Anfang 1948 im Berliner Ulenspiegel-Kabarett ständig ausverkauft war.
Otto Normalverbraucher kehrt aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurück. Seine Erlebnisse mit den Hausbewohnern (Heiratsvermittlerin und Schieber), mit der Bürokratie, mit den feindlichen Sektorenparteien und den Alliierten an der Zonengrenze ergeben, unter teilweiser Heranziehung von Wochenschauausschnitten episodenhaft aneinandergereiht, einen kabarettistischen Streifzug durch die Berliner Nachkriegsgeschichte. Der vom Münchener „Simpl“ bekannte Hauptdarsteller Probe, eine Fülle ironisch-witziger Einfälle und die Tatsache, daß das Ganze rückblickend von einem Sprecher aus dem Jahre 2048 im Plauderton berichtet wird, ließen das Wagnis gelingen, die düsteren Probleme des Falls Berlin ohne politische Tendenz humorvoll aufzulockern. Wir erheben uns für eine Stunde aus den Ängsten des Alltags und lachen „frei von Furcht“ über unsere Zeit und uns selbst. Der Film ist eine Geschichtslektion, vor die das Vorwort des „Simplicius Simplicissimus“ von Grimmeishausen gestellt werden könnte: „Es hat mir wollen behagen, mit Lachen die Wahrheit zu sagen.“ – Der Kameramann Georg Krause – „Karikatur mit der Kamera“ hat man seine Arbeit genannt – zog bei den Aufnahmen nach Art der italienischen Neo-Realisten auf der Jagd nach Motiven durch alle Winkel Berlins. Die Berliner, durch die Presse aufmerksam gemacht, sollen durch originelle Tips tatkräftig geholfen haben. – Wir empfehlen den Film als ein Musterbeispiel heiterer Erziehungskunst von der Leinwand her.