Kolp
Kolp
Bettina Thienhaus, epd Film, Nr.5, Mai 1985
Sommer 1947: Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, die Bundesrepublik noch nicht gegründet, die Besatzungsmächte haben noch das Sagen, beginnen aber schon, die Macht weiterzugeben. Sie dürfen vieles, was den Deutschen verboten ist, auf die Jagd gehen zum Beispiel. Lebenslust und akuter Mangel lassen den Schwarzmarkt blühen. "Beschaffen" ist Teil des Alltags und Lucky Strike die Währung.
In diesem Niemandsland der Hierarchien haben Roland Suso Richter und Frank Röth ihre Geschichte von Hans, Lissy, Arthur, Gunter, Hilde und Ecke angesiedelt, Achtzehnjährigen, die in Lützbach, einem kleinem Dorf bei Mannheim, leben. Die Jugendlichen, sensibel im Gespür für Autorität, erkennen, wie wirkungsvoll sich die amerikanische Uniform einsetzen läßt. Aus Abenteuerlust die einen, wie Hans Kolp, oder aus echter Not die anderen, wie Arthur, treiben diese Schüler Schwarzmarkthandel. Sie verkleiden sich als Amerikaner, klauen Jeeps und verkaufen sie in Einzelteile zerlegt an Bauern. Die Macht der Uniform wird immer wieder lustvoll erprobt: um bei den Amis tanzen zu gehen, um einen "Kollegen" aus deutschem Polizeigewahrsam zu befreien, um im Wald ein Reh zu schießen. Die Geschichte weitet sich aus, als Karl, ein professioneller Schieber, der bei den Amerikanern arbeitet, der Gruppe "Großaufträge" erteilt.
Sommer 1948: Die Währungsreform bereitet dem Schwarzmarkt ein abruptes Ende. Die Clique zerstreut sich: "Wir wollen arbeiten und Geld verdienen." Nur Hans beschafft für Karl weiter LKWs, bis er in die Falle gerät.
"Kolp", Erstlingsfilm eines Dreiundzwanzigjährigen, hat verständliche Anfängerschwächen. Die Idee ist interessant und punktuell auch gut umgesetzt, zum Beispiel im spielerischen Umgang mit der Uniform oder in der Musik, die ein Stück Zeitgeschichte vermittelt, aber insgesamt wird die Idee vom Film nicht getragen. Die Geschichte hängt immer wieder durch; viele Figuren wirken unglaubwürdig, klischeehaft (die devoten deutschen Beamten) oder werden, auch wenn sie interessant sind (wie Gunter, der verbitterte junge Kriegsheimkehrer), nicht weiter vertieft. Schade auch, daß die Darstellung der Mädchen nicht über das traditionelle Frauenbild hinausgeht. Die sanfte blonde Hilde zum Beispiel, Hans Kolps große Liebe, folgt ihrem Freund willenlos und ergeben bis in den Tod. Ihre vorgeblichen harten Überlebenserfahrungen als Flüchtling finden keinen Niederschlag in Form von Eigeninitiative, von selbständigem Handeln; sie bleiben Phrasen.