Letztes aus der DaDaeR
Der letzte grimme Jux. "Letztes aus der DaDaeR"
Henryk Goldberg, Filmspiegel Nr. 23, 1990
Irgendwie hat das schon seine absurde Logik: Als wir aus der DaDaeR uns diesen Film ökonomisch hätten leisten können, da haben wir ihn uns ideologisch nicht geleistet, weil er wichtig gewesen wäre. Und als wir ihn uns ideologisch leisten konnten, weil er nicht mehr wichtig war, waren wir pleite: Und da haben wir ihn gemacht.
So ist dieser Film von Jörg Foth, der im Eigentlichen eine DEFA-gesponserte Produktion des Teams Mensching/Wenzel ist, vielleicht der letzte grimme Jux, den das Filmwesen der DaDaeR sich machte. Gewissermaßen der filmpolitische Da-Da(eR)ismus. Dieser sympathische Flop verdankt seine Existenz wohl den Rudimenten der November-Illusion. Und einer schwachen, schlechten Leitung, die einer heißspornigen Truppe endlich von der Leine gelassenen Jungfilmern gegenüber nicht die Courage hatte zu tun, was sie doch sonst so häufig tat: Bremsen.
Dabei, hier wäre es sinnvoll gewesen, und ich mag nicht glauben, es habe in dieser Leitung niemand gewußt, daß dieser Film nicht gehen wird. Steffen Mensching und Hans-Eckardt Wenzel sind vielfältig begabt, in der nun gesamtdeutschen Off-Szene werden sie manchen deutschen Barden das Fürchten lehren. Und daß die einstigen Frontmänner von "Karls Enkel" nun die DDR-Version von Karls Vision begraben, hat durchaus clownesken Charme – und Symbolik hat es auch.
Indessen haben ihre vielgestaltigen DaDaeR-Impressionen unter der philosophischen Narren-Kappe mit dem Kino nun rein gar nichts am Hut. Das lebt – live ist life – vom sinnlichen wie intellektuellen Ansatz her nur auf der Bühne, diese traurig grinsende Gespenster-Tour durch die real existierende Absurdität stirbt auf der Leinwand. Eigentlich hätte sich das ums Überleben kämpfende Unternehmen DEFA diesen sozialistischen Surrealismus schon nicht mehr leisten können. Aber wahrscheinlich kam"s darauf schon nicht mehr an.