Opium

Deutschland 1918/1919 Spielfilm

Opium

C. B., Der Film, Nr. 7, 15.2.1919

Der deutsche Filmmarkt ist wieder um ein monumentales Filmwerk reicher und damit um eine Arbeit, welche seine Bedeutung für den Weltmarkt charakterisiert und – vergrößert. Denn dieses "Opium" Robert Reinerts ist an Stil und Größe ein internationales Gebilde. Nicht etwa nur darum, weil seine Handlung in China, England und Indien spielt (Warum übrigens nicht Deutschland statt England..? Da doch dieses "England" in Stil und Darstellung typisch deutsch anmutet...!), sondern weil die nichteuropäischen Bilder wahrhaft asiatisch anmuten... weil die Sorgfalt der Regie zu Leistungen anzuspornen verstand, die weit über dem Durchschnitt stehen... weil die Photographie mit ihrer eigenartigen Technik Bilder hergab, wie sie in Deutschland noch nicht gesehen wurden, und die auch für das Ausland ein Novum bedeuten dürften... (...)

Die Opiumräusche des Gesellius zaubern Bilder hervor, wie sie nur der Film mit seiner Tricktechnik – nicht wiedergeben, sondern erzeugen kann! Hier in dieser schöpferischen Eigenschaft des Films lag die Möglichkeit zu Außerordentlichem. Und dies Außerordentliche gelang in jener Szene, da Gesellius träumt, er sei der Mörder seines Nebenbuhlers und vergrabe dessen Leichnam – im Wasser! Der Eindruck, den diese Szene macht, ist unbeschreiblich. Das Unwirkliche, Bodenlos-Phantastische kommt zu voller Entfaltung; und zwar, ohne daß diese Szene an Glaubhaftigkeit und Eindringlichkeit im mindesten einbüßt. Diese Szene ist erschütternd, grauenhaft! Aber auch nur diese. Denn die übrigen Träume litten ersichtlich unter der mangelnden Trickroutine des Photographen, der sich – so herrliche Bilder er zu kurbeln versteht – auf dem rein technischen Gebiet nicht ganz zurechtfand. So blieben die übrigen Opiumräusche nur wandelnde Bilder, die durch Aufeinanderkopieren zweier Negative erzielt wurden und sich zumeist nur nach Art der (szenisch für ein empfindliches Auge nicht korrekten üblichen "Vision") abwechselten. Ein recht nacktes Mädchen, mit wechselnder Dezenz präsentiert, erfreute teils, teils rief es zum Widerspruch auf. Diese Visionen standen übrigens mehr im Zeichen des Strebens nach schönen Bildern als im Zeichen des rein Phantastischen. (...)

Rechtsstatus