Die Straße
Straße – Die Geschichte einer Nacht
Cinema, London, zit. nach Lichtbild-Bühne, Nr. 23, 1.3.1924
(...) Eine ganze Seite müßten wir füllen, nur um der Darstellung der Hauptrolle gerecht zu werden, um Hoffnung und Furcht, Zaghaftigkeit und Mut und Verzweiflung zu beschreiben, wie sie sich deutlich in den Augen des Helden spiegeln. Wir fühlen die mit Neugierde und gespannter Erwartung gemischte Furcht, mit der er zum erstenmal in seinem Leben einen Tanzsaal betritt; die wilden, halb verschleierten Begierden, wie sie unter der ruhigen Oberfläche dieses Bourgeois schlummern. Dies ist der typische Durchschnittsmann, eine Figur, so meisterhaft scharf gezeichnet, daß sie von Flaubert sein könnte.– Auch die übrige Besetzung ist ganz hervorragend. Nicht eine Geste, die übertrieben ist, nicht ein Ausdruck, der nicht seinen Wert und seine Bedeutung hätte. (...) Niemals haben wir einen so mutigen und erfolgreichen Versuch gesehen, seelisches Erleben durch das Mittel des Films darzustellen. (...) Bezeichnend ist es, daß es in dem ganzen Film kaum ein halbes Dutzend Zwischentitel gibt, und doch die ganze Handlung ohne weiteres verständlich wird.
(...) "Die Straße" ist einer der größten Filme, die je geschaffen wurden, einer der ehrgeizigsten und bestgelungenen Versuche, echten Realismus zu gestalten. Wir können für diesen Film kaum Worte des Lobes genug finden. (...)