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Alle Fotos (6)Biografie
Lee Parry wurde am 24. Januar 1901 - laut amtlichen Unterlagen im Nachlass, auch wenn sonst häufig der 14. Januar angegeben wird - in München als Mathilde Charlotte Benz geboren. Sie war die Tochter der Sängerin Mathilde Benz (1880–1967) und des Operntenors Josef Friedrich "Papa" Benz (1863-1928), der ab 1900 die bedeutende Künstlerkneipe "Café Leopold" in Schwabing betrieb. Die Jahre des ersten Weltkriegs verbrachte sie, damals noch ein Teenager, weitgehend in den USA. Mit 16 Jahren reiste sie nach Berlin, wo sie von dem Regisseur Richard Eichberg als Filmschauspielerin entdeckt wurde. Wie einige Schauspielerinnen dieser Zeit nahm Benz einen international klingenden Künstlernamen an: Als Lee Parry gab sie in Eichbergs "Jettatore" (1919) ihr Leinwanddebüt.
Bis 1925 drehte sie fast ausschließlich mit Eichberg (inzwischen ihr Ehemann), der damals ein sehr erfolgreicher Regisseur von Melodramen, Lustspielen und Abenteuerfilmen war. Zu den bekanntesten der insgesamt 27 gemeinsamen Filme gehören das Drama "Sklavin fremden Willens" (1919), der Monumentalfilm "Monna Vanna" (1922) und das Inflationszeit-Sittenbild "Fräulein Raffke" (1923). Ein Kuriosum stellt der Sensations-Film "Ihre Hoheit die Tänzerin" dar, in dem auch Bela Lugosi mitwirkte und der erhebliche Probleme mit der Zensur bekam: Im November 1922 wurde er von der Filmprüfstelle Berlin wegen seines "verderblichen Einflusses" mit Aufführungsverbot belegt. Auch eine zweite Prüfung bestätigte, dass das Werk als ein "Schundfilm" geeignet sei, "gemäß § 1 des Lichtspielgesetzes entsittlichend zu wirken". Er nach vier Prüfungen und leichten Änderungen kam der Film Mitte Januar 1923 unter dem Titel "Der Leidensweg der Eva Grunwald" schließlich in die Kinos (mit der Auflage "Jugendverbot"). Diese Querelen bildeten jedoch die Ausnahme. Die meisten Werke des Duos waren zensurtechnisch unproblematische Publikumsfilme. Mit dem abenteuerlichen Liebesdrama "Die Motorbraut" (1925) endete die Zusammenarbeit des Paares.
Nach der Trennung von Eichberg drehte Parry mit namhaften Regisseuren wie Erich Schönfelder ("Luxusweibchen", 1925, mit Hans Albers), Fred Sauer ("Die Frau die nicht nein sagen kann", 1927) und Erich Waschneck ("Regine. Die Tragödie einer Frau", 1927). Nach Max Macks Liebeskomödie "Autobus Nr. 2" (1929) zog sie sich zeitweise aus dem Filmgeschäft zurück. Erst 1931 meldete sie sich in Géza von Bolvárys Verwechslungskomödie "Die lustigen Weiber von Wien" zurück ¬– zugleich markierte die Operettenverfilmung ihr Tonfilmdebüt. Mit "Ein bißchen Liebe für Dich" (1932), "Liebe auf den ersten Ton" (1932) und "Johann Strauss, k. u. k. Hofkapellmeister" (1932) drehte Parry weitere Operetten-Filme. Neben der Filmarbeit trat sie auch in Bühnen-Revuen sowie als Sängerin im Radio auf; darüber hinaus nahm sie mehrere Schellackplatten auf, unter anderem mit Liedern aus oben genannten Filmen.
Trotzdem konnte Parry auch mit ihren nächsten Filmen "Keinen Tag ohne Dich" (1933), "Der große Bluff" (1933) und "Die Herren vom Maxim" (1933) nicht an ihre Stummfilm-Erfolge anknüpfen. Nach einer Nebenrolle in "Das Einmaleins der Liebe" (1935) zog sie sich von der Schauspielerei zurück. Ein letztes Mal trat sie an der Seite von Gustav Fröhlich in dem französischen Musikfilm "Adieu Vienne" (1939) vor die Kamera. Danach verliert sich ihre Spur.
Erst ab den 1950er-Jahren lässt sich Parrys Biografie wieder rekonstruieren: 1955 heiratete sie Siegmund Breslauer, den damaligen Direktor des Exiltheaters "Freie Deutsche Bühne" in Buenos Aires (Argentinien). In Südamerika gelang ihr auch ein Theater-Comeback mit Gastspielen an verschiedenen Bühnen. 1959 kehrte das Paar nach Deutschland zurück, wo Breslauer in München eine Theater- und Filmagentur gründete. Parry trat nicht mehr als Schauspielerin in Erscheinung. Am 24. Januar 1977, ihrem 76. Geburtstag, starb sie im oberbayerischen Bad Tölz.