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BR Deutschland 1990 Spielfilm

Örtlich betäubt

Selbst die Ärzte haben es nicht verdient, dass Ulrich Stark und Didi Hallervorden Witze über sie reißen


Lars-Olav Beier, TIP Magazin, Nr. 25, 1990

Dieter Hallervorden, alias Willy Kritz ist ein pathologischer Fall. Er arbeitet als Nachtwächter in einem Ost-Berliner Krankenhaus und schmuggelt eingelegte Leichenteile berühmter Männer durch das Brandenburger Tor: das linke Auge von Marx oder die Leber von Stalin. Um den Ausstattern dieses Films die Arbeit zu erleichtern, hat sie Drehbuchautor Wolfgang Limmer mit einer großzügigen Organspende bedacht: Er stellte ihnen zeitweise sein Gehirn zur Verfügung.

Auch Willy Kritz fühlt sich etwas benommen, als er nach einem Verkehrsunfall wieder zu sich kommt. Lilo Berger (Rosel Zech), die Fahrerin des Wagens, der Willy von seinem Rad auf die Straße fegte, ist Leiterin der Kreditabteilung einer "Ärzte-Bank". Fortan gibt sie Willy als "Dr. Tetzlaff" aus, den sie erfunden hat, um fingierte Kredite auf ihr eigenes Konto umzudirigieren und damit ihre Spielschulden zu begleichen.

Zwischen Ost und West spielt der neue Hallervorden, zwischen Organbank und Ärzte-Bank, Scharf wie ein Skalpell soll der Humor sein, um neudeutsche Befindlichkeiten ebenso millimetergenau zu sezieren wie die Machenschaften der Mediziner. Doch die Satire kommt so gut wie nie über die Schwundstufe der Klamotte hinaus. Wer darüber lachen kann, wie ein falscher Arzt seine echten Kollegen mit Kenntnissen düpiert, die er sich beim Studium der "Schwarzwaldklinik" angeeignet hat, muß wohl schon eine Nulldiät in Sachen Humor hinter sich haben.

Einige Perlen: Tetzlaff wird gefragt, als was er in Australien praktiziert habe und erwidert: "Als Beutelschneider!" Im gleichen Sinne wird ein "Herr Dr. Sahner" in "Dr. Absahner" umbenannt. Das haben selbst die Mediziner nicht verdient, daß man so schlechte Witze über sie macht!

Während die Inszenierung so uninspiriert wirkt, als seien einige der Verantwortlichen zumindest örtlich betäubt gewesen, wird vor der Kamera chargiert, als würde ein Werbespot | für Aufputschmittel gedreht.

Arm dran sind nur die Zuschauer, die nichts eingenommen haben: Wenn Sie sich bei diesem Film mehr als unwohl fühlen und auch nach Verlassen des Kinos nicht beschwerdefrei sind, dann sind das keine Phantomschmerzen! Dieser Film tut wirklich weh.


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