Die Pest in Florenz

Deutschland 1919 Spielfilm

Pest in Florenz


Fgd. (= Karl Figdor), Erste Internationale Film-Zeitung, Nr. 42, 25.10.1919


Premièrenstimmung im Marmorhaus. Eine Menge, die sich drängt, erregt ist, nicht erwarten kann, daß die feierlichen Klänge der Musik anheben, daß er Vorhang aufgeht, daß die fremde Welt die Pforten öffnet, und der Alltag schweigt mit all der Not und Sorge, ohne die es heute nicht mehr gehen will.

Dunkel wird’s . . . die ersten Klänge rauschen hoch. ”Sieben Kapitel der italienischen Renaissance”, ein komprimiertes Wiederauferstehen jenes Taumels von Liebe und Haß, von Unduldsamkeit und wildem Kampfe aller gegen alle, von dem die alten Chroniken erzählen, und der, trotz aller Brutalität, immerhin ein wenig noch graziöser war als unser Kampf von heute aus dem gleichen Urgrund alles Seins, aus Haß und Hunger und Liebe. . . .

Herrliche Bilder (Baurat Jaffé zeichnet verantwortlich für die Außen-, Maler Warm für die Innenarchitektur) um den ganzen wilden Kampf: Die Piazza del Signorii mit dem schwerwuchtenden Palast, mit der luftig-zierlichen Loggia del Lanzi . . . Die Prozession der Feinde aller Schönheit zieht vorbei, der pfäffischen Pächter des Himmels. Und den Büßern begegnet die irdische Liebe: die Kurtisane aus Venedig, von Mohren getragen – Symbol der Venus und der Schönheit, die sich frei verschenkt.

Und dann rollt das Schicksal vorüber durch die sechs Kapitel, das Schicksal der Stadt, der Menschen und der Priesterin der Venus. . . . Die schöne Marga Kierska spielt so, als ob sie das hergäbe, was ihr Allereigenstes ist. Das Parkett fühlt es, denn noch ist die Tragödie nicht ausgereift, da füllt sich die Loge, in der die schöne Frau persönlich sitzt, mit kostbaren Blumen. Bescheiden wehrt sich Otto Rippert, der vielleicht Verdienstvollste des Abends, vor der von der Menge gewünschten Ovation. Freunde ziehen ihn ”ans Tageslicht”, neben die Kierska und die andern. Und nun wird der Beifall Sturm.

Einem Chargenspieler noch möchte man ganz besonderen Dank sagen, Erner Hübsch, der ein ergebenes, verschlagen eifriges, unheimlich komisches Pfäfflein auf zwei Beine gestellt hat, das einfach unübertrefflich ist. Man wird von Hübsch sicher noch bald anderes sehen, sehr zum Besten des deutschen Films. –

Man hat, wenn man wieder auf die Straße tritt, das Bewußtsein: es war, alles in allem genommen, ein starker Publikums-Erfolg, war ein Stück weiter auf dem raschen Weg empor, den die deutsche Filmkunst jetzt angetreten hat.

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