Fünf Patronenhülsen
Fünf Patronenhülsen
Rosemarie Rehahn, Wochenpost, Berlin/DDR, Nr. 46, November 1960
Ein Film, zu dem man das DEFA-Studio beglückwünschen möchte, ein starker, leidenschaftlicher, erregender Film, durchglüht von sozialistischem Humanismus, vom Glauben an die Kraft, an die Würde des Menschen. Nach "Wo du hingehst" und "Mich dürstet" der dritte Film aus dem spanischen Freiheitskampf, und der beste. Er erzählt die dramatische Geschichte von 5 Soldaten der Internationalen Brigade und ihrem Kommissar, die bis zur letzten Patrone den Rückzug ihres Bataillons decken. (…)
Ein Lied vom guten Kommissar, ein Lied vom kommunistischen Menschen. Der Schriftsteller Walter Gorrish, der es uns in diesem bewegenden und begeisternden Film überlieferte, gehörte selbst zu den Interbrigadisten, die 1936 dem spanischen Volk zu Hilfe eilten. Das Drehbuch ist mit Herzblut geschrieben. Und das junge Team, das es verfilmte, vom Regisseur Frank Beyer ("Zwei Mütter", "Eine alte Liebe") über den sehr begabten Kameramann Günter Marczinkowsky bis zu den Hauptdarstellern ein Team der Dreißigjährigen, entzündete sich an dem revolutionären Stoff mit der Begeisterungsfähigkeit, der Parteilichkeit junger sozialistischer Künstler von heute. (…)
Was war das für ein Kampf, was waren das für Menschen? Dieser Konzeption folgend, bannt eine mitschöpferische, suggestive Kamera – die nicht nur in den lyrischen Überblendungen dem faszinierenden Beispiel der "Sterne" folgt – Gesichter auf die Leinwand, wie wir sie in unserem Film eine gute Weile nicht mehr gesehen haben. (…) In wenigen Szenen schafft Erwin Geschonneck die volkstümlich erhabene Gestalt eines Kommissars. Eine in ihrer Schlichtheit ungewöhnlich packende Darstellung Ulrich Theins sowjetischer Funker Wasja. Man bedauert nur, daß das Buch nicht mehr von der Biographie, vom Charakter der Helden erzählt. In Fachkreisen wird man über einige ungelöste Probleme der Dramaturgie und des Stils diskutieren. Für uns treten diese Fragen zurück hinter der großen Freude über ein neues Filmkunstwerk.
Fast ein Dokument ist das, ein wortkarges, bildstarkes, poetisch verdichtetes Dokument, an dem die majestätische erbarmungslose Kulisse der Landschaft ebenso mitformt wie die leidenschaftliche, gefühlsstarke Musik Joachim Werzlaus und – die Stimme Ernst Buschs mit dem Lied der Jarama-Front; seine metallische, das Herz bedrängende Stimme, Klang gewordene Kraft und Hoffnung der Völker.