Der Himmel von Hollywood
Der Himmel von Hollywood
Stefan Reinecke, epd Film, Nr. 8, 02.08.2004
Man kann die Geschichte vielleicht so erzählen: Leon de Winter, ein begabter holländisch-jüdischer Romanautor, hatte vor fünf Jahren einen ziemlich unbescheidenen Plan. Er wollte Filmproduzent werden. So gründete er die Firma, die nicht weniger als eine "europäische Alternative zu Hollywood" (de Winter) sein sollte, und ging damit natürlich unter. Eine Neuverfilmung von "Sissi" war geplant, nach einem Buch von Norman Mailer und unter der Regie von Richard Attenborough. "Sissi" wurde nie gedreht, weil sich niemand dafür interessierte. Irgendwie war es auch kein Zufall, dass alle, mit denen de Winter arbeiten wollte, über 70 waren. "Pleswin" hieß die Firma und das Ganze war eher ein Traum von der Vergangenheit als ein Projekt für die Zukunft. De Winter erlebte damals "eine sehr peinliche Zeit". Das bleibt nicht aus, wenn Männer jenseits der 40 ihre Jungsträume verwirklichen wollen und es dabei mit der Realität in Form von Anwälten und unbezahlten Rechnungen zu tun bekommen.
Der einzige Film, den "Pleswin" je produzierte, ist die Verfilmung von de Winters famosem Roman "Der Himmel von Hollywood". Das Buch erzählt von drei alten, abgehalfterten Ex-Schauspielern, die eher zufällig in einen Coup verwickelt werden, sich als Polizisten verkleiden und versuchen, der Mafia ein paar Millionen Dollar abzujagen. In dem Roman entfaltet de Winter präzis die Charaktere, die Story ist dicht und mit Thrill erzählt, und das Spiel mit den Ebenen – was ist Film, was real? – wird mit viel Finesse eingewoben. All das fehlt dem Film. "Der Himmel von Hollywood" ist rundweg gescheitert – und wie "Pleswin" ist er eine Mischung aus Selbstüberschätzung und Hommage an das Hollywood von Gestern. Die drei Ex-Schauspieler werden von Rod Steiger, Tom Berenger und Burt Reynolds verkörpert. Dieses Trio ist das Kraftzentrum des Films, die Schlüsselszene, in der sie immer wieder ihren Auftritt als Polizisten proben (Schauspieler, die Ex-Schauspieler spielen, die sich als Polizisten verkleiden), hinreißend. Die Story, die de Winter höchstpersönlich so zugerichtet hat, ist hingegen schlampig erzählt, die Film-im-Film-Idee schmerzlich platt aufgelöst, die Regie (Sönke Wortmann) nicht erkennbar. Gedreht wurde der Film vor vier Jahren, jetzt, zwei Jahre nach dem Tod von Rod Steiger, bringt der Verleih den Film heraus. Mitten im Sommerloch.
In einer der schönsten Szenen des Films sieht man Burt Reynolds, mit maskenhaft geliftetem Antlitz (für den Film?), wie er sich fassungslos gerührt einen Western im TV anschaut, in dem er, jung und strahlend, die Hauptrolle spielt. Dann beginnt er zu weinen. Das ist zu viel und macht die Szene fast kaputt. "Der Himmel von Hollywood" ist ein Traum von der Vergangenheit, für den Wortmann/de Winter drei bekannte Gesichter gefunden haben, aber keinen Rhythmus und keine Sprache.