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Alle Fotos (2)Biografie
Aleksander Ford (gebürtig: Mosze Lifszyc) wurde am 24. November 1908 in Kiew, Russisches Kaiserreich, geboren.
Er studierte Kunstgeschichte in Warschau, Polen, und drehte ab 1929 erste kurze Spiel- und Dokumentarfilme, in denen er sich mit sozialen Fragen und gesellschaftskritischen Themen befasste. 1930 gehörte er zu den Gründern der Warschauer 'Gesellschaft der Liebhaber des künstlerischen Films' (START). Im gleichen Jahr realisierte er mit "Mascotte" (PL 1930), über einen jungen Mann, der plötzlich vom Glück verfolgt wird, seinen ersten Langfilm. 1932 drehte er seinen ersten Tonfilm: "Legion Ulicy" ("Legion der Straße", PL), eine Mischung aus Jugendgeschichte, Sozialdrama und Milieustudie, war ein großer Publikumserfolg und wurde sogar in den USA aufgeführt. Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre drehte Ford unter anderem Dokumentarfilme über das schwierige Leben jüdischer Siedler in Palästina (u.a. "Sabra", PL 1933) und über jüdische Jugendkultur im entstehenden Israel ("Mir kumen on", PL 1936).
Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs flüchtete Ford zunächst in die Sowjetunion. Dort drehte er Schulungsfilme für die Rote Armee (1940-1943). Als begleitender Dokumentarfilmer der Roten Armee war er 1945 bei der Befreiung des Vernichtungslagers Majdanek dabei und drehte darüber den Kurz-Dokumentarfilm "Majdanek – cmentarzysko Europy" ("Friedhof Europas", PL 1945). Zurück in Polen, wurde Ford nach dem Krieg zum Leiter der staatlichen Produktions- und Vertriebsgesellschaft 'Film Polski' ernannt. In dieser Position erhielt Ford, der überzeugter Kommunist war, erhebliche Macht, die er mitunter auch zum Nachteil anderer einsetzte. So schrieb der Historiker Marek Chodakiewicz, dass Ford den Regisseur Jerzy Gabryelski im Zuge eines Machtkampfs bei der polnischen Geheimpolizei als "reaktionär" und "antisemitisch" denunzierte, was zu dessen Verhaftung und Folterung geführt habe.
1947 gab Ford die Leitung von Film Polski ab; von 1948 bis 1968 war er Dozent an der Filmhochschule Lodz, wo unter anderem Andrzej Wajda und Roman Polanski zu seinen Studenten gehörten (Polanski beschrieb Ford in seiner Autobiografie als "orthodoxen Stalinisten"). Zugleich drehte Ford eine Reihe teils sehr erfolgreicher Filme. Das Kriegs- und Sozialdrama "Piatka z ulicy Barskiej" ("Fünf aus der Barskastraße", PL 1954), über jugendliche Kleinkriminelle im kriegsgezeichneten Warschau, wurde als erste polnische Produktion zum Filmfestival in Cannes eingeladen – und prompt mit dem Prix International ausgezeichnet; Fords Regie erhielt eine lobende Erwähnung.
Sein Film "Der achte Wochentag" (1958) entstand als Co-Produktion zwischen dem kapitalistischen Westdeutschland und dem sozialistischen Polen. Das Drama über ein Liebespaar im zerstörten Nachkriegs-Warschau wurde zwar in den Wettbewerb des Filmfestivals von Venedig eingeladen, bekam in Polen jedoch Probleme mit der Zensur. Erst 1983 wurde "Der achte Wochentag" erstmals in Polen aufgeführt. Seinen wohl bekanntesten Film drehte Ford mit "Krzyżacy" ("Die Kreuzritter", PL 1960, nach dem Roman von Henryk Sienkiewicz), einem Monumentalfilm über die historischen Ereignisse um die Schlacht bei Grunwald von 1410.
Nach den März-Unruhen in Polen 1968 und der damit einhergehenden antisemitischen Kampagne erhielt Ford Berufsverbot. 1969 verließ er das Land. Er lebte zunächst in Israel, dann in Dänemark, in der Bundesrepublik Deutschland und schließlich in den Vereinigten Staaten. Während dieser Jahre realisierte er nur noch zwei Filme: In Dänemark das Drama "Der erste Kreis" (DK/DE 1973, nach dem Roman von Aleksandr Solzhenitsyn), über einen politischen Häftling in einem stalinistischen Arbeitslager; und in Deutschland und Israel das Drama "Sie sind frei, Dr. Korczak" (DE/IL 1974) über den polnisch-jüdischen Arzt, Pädagogen und Kinderbuchautor Dr. Janusz Korczak, der das jüdische Waisenhaus im Warschauer Ghetto leitete und 1942 in Treblinka ermordet wurde.
In Polen wurde Ford von den kommunistischen Regierungen als "Überläufer" diffamiert und als "Unperson" behandelt. Dem entsprechend spielte sein Werk in der polnischen Filmgeschichtsschreibung und Analyse viele Jahre lang keine Rolle. Heute gilt er als einer der wichtigen Vertreter des polnischen Kinos.
Am 4. April 1980 nahm Aleksander Ford sich in Naples, Florida, das Leben.