Mein lieber Robinson
Mein lieber Robinson
(…) Roland Gräf, der in den sechziger Jahren mehr als 10 Filme als Kameramann mitgeschaffen hat und 1971 sein Regiedebüt mit "Mein lieber Robinson" gibt, sagt in einem Gespräch mit der Zeitschrift "Forum" 1972 dazu: "Jetzt im nachhinein erscheint es mir so, als wäre das erste Ziel dieser sogenannten Alltagsfilme nicht die Schilderung unseres alltäglichen Lebens gewesen, sondern die möglichst totale Erfassung eines Charakters, einer Figur unter den konkreten Bedingungen unserer Gesellschaft. Es sind in diesen Filmen eine ganze Reihe nicht alltäglicher Leute vorgeführt worden, von Vogels Herzchirurgin bis Zschoches Fernfahrer, Warnekes Dr. Sommer II bis zum Robinson. Ich glaube, man wird diesen Filmen besser gerecht, wenn man sie ihrer Zielstellung nach als Porträtfilme und nicht als Alltagsfilme bezeichnet."
Gräf und sein Autor Klaus Poche, die schon an Jürgen Böttchers Spielfilmdebüt "Jahrgang 45" gemeinsam gearbeitet hatten, skizzieren in "Robinson" das liebevolle und liebenswürdige Psychogramm eines Jungen (Jan Bereska), Krankenhelfer in Berlin, schmal, weich, zart, scheinbar unkonzentriert, fast noch Kind, aber schon Vater. Dem eigenen Vater sagt er nichts davon, er lebt doppelt, bis das Mädchen, das er liebt (Gabriele Simon), ihn zur Klarheit zwingt, die ihm längst selbstverständlich ist. Im Besonderen der komischen Situation ist hier die unbewußte Befindlichkeit junger Leute erfaßt, im Verhältnis zum Vater (Alfred Müller) und zum älteren Kollegen (Dieter Franke) sind auch die Unterschiede und Grenzüberschreitungen in Konvention und Moral und die offene Frage nach neuen Übereinkünften festgehalten.