Der Rat der Götter
Der Rat der Götter
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Wolf, Gecht und Maetzig stützen sich auf die Protokolle der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse gegen die Direktoren der IG Farben. Ihnen geht es aber nicht nur um die historische Verfilzung von deutschem Großkapital und faschistischer Politik, sondern auch um aktuelle Verflechtungen der deutschen Wirtschaft mit amerikanischen Monopolen. Durch den Film zieht sich die Figur eines Abgesandten des US-Konzerns Standard Oil, der seinen rheinischen Partnern vor 1939 prophezeit: "Ein Krieg, denke ich, wird unsere Geschäfte enorm beleben", und der sich sogar mit ihnen vergleicht: "Ich denke, unser beider Appetit hält sich die Waage." Nach Kriegsausbruch garantiert der Amerikaner, die IG-Farben-Werke für fünfzig Prozent des Gewinns vom Bombardement auszunehmen; und nach 1945 läßt er einen allzu gewissenhaften Anklagevertreter in Nürnberg ablösen ("Wenn Sie im Bauch der deutschen Chemieindustrie wühlen, legen Sie auch unsere Eingeweide bloß.") In solchen Momenten ist der "Rat der Götter" auf der Höhe der Zeit des Kalten Krieges: die USA wird mit Hilfe eines ihrer "typischen" Vertreter selbst als Hort latent faschistischer Machtpolitik charakterisiert.