Samba in Mettmann

Deutschland 2003/2004 Spielfilm

Samba in Mettmann



Rolf-Ruediger Hamacher, film-dienst, Nr. 3, 05.02.04

Hatte der Kabarettist Hape Kerkeling in seinem Spielfilm-Regiedebüt "Kein Pardon" (fd 30 066) als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller noch alle Fäden scheinbar selbst in der Hand, wollte er es diesmal eine Nummer bescheidener angehen und übergab die filmische Verantwortung seinem damaligen Co-Autor und -Regisseur Angelo Colagrossi. Ein Fehlgriff, der vorauszusehen war, hatte sich Colagrossi in seinen bisherigen Arbeiten (u.a. "Alles wegen Paul"“, fd 25 222) als wenig begnadeter Handwerker erwiesen. Leider ist auch vom satirischen Biss, der in "Kein Pardon" wenigstens teilweise aufblitzte, in "Samba in Mettmann" nichts mehr zu spüren.

Als Wolfgang Pfeffer, ein Bier-Baron aus einer miefigen Kleinstadt am Rhein, herausfindet, dass seine aus Brasilien importierte Braut vor kurzem noch ein Mann war, schmeißt er sie samt ihren beiden Brautjungfern kurzerhand aus dem Haus. Die drei exotischen Schönheiten mit Namen wie aus dem Reiseprospekt (Alegra, Felicidade und Gioia) landen daraufhin in den hilfreichen Armen von Olaf, der sie kurzerhand mit nach Hause nimmt, wo er mit seinem Vater und dem gehörlosen Opa unter einem Dach wohnt. Olafs Verlobte Vera ist von dieser Entwicklung gar nicht angetan, sieht sie ihren "Muckel" doch ernsthaften Gefahren ausgesetzt. Dieser aber denkt ausschließlich daran, wie er den drei Grazien zu ihrem in der Pfeffer-Villa zurückgelassenen Gepäck mitsamt den Pässen verhelfen kann. Als er mit dem befreundeten Polizisten Ralf und Alegra in das Anwesen eindringt, finden sie Pfeffer nicht nur tot in seinem Bett, sondern unter diesem auch dessen Geliebte – Veras Chefin, Olafs Vermieterin. Und im Schrank steckt überdies Olafs künftige Schwiegermutter Ursel, die ebenfalls ein Verhältnis mit dem unattraktiven, aber steinreichen Brauereibesitzer hatte. Letztlich löst sich jedoch alles in Wohlgefallen und einer Vielfach- Hochzeit auf, bei der auch die brasilianische Schönheit einen Gespons findet.

Spätestens in der "Totenbett-Szene" offenbart sich die ganze Hilflosigkeit der Regie, die vom Wesen der Komödie wenig begriffen hat. Wo in jedem mittelmäßigen Boulevard-Stück die Türen knallen und die Darsteller dem Affen Zucker geben würden, herrscht hier inszenatorische Einfallslosigkeit. Doch nicht nur die optische Auflösung der Gags lässt zu wünschen übrig, auch bei den Dialogen kommt man über anzügliche Pointen nicht hinaus, die zudem ohne Charme und in peinlicher Nähe zu fremden- und frauenfeindlichen "Herrenwitzen" dargeboten werden. Ähnlich lieblos sind die Figuren gezeichnet, die über Zerrbilder nicht hinaus kommen. Hinzu kommt, dass Kerkelings blasse Interpretation jeden (selbst-)ironischen Zungenschlag vermissen lässt. Wenn man den Beau Sky Dumont schon gegen den Strich besetzt, sollte man ihn nicht derart stiefmütterlich behandeln wie hier. Alexandra Neldel sägt mit sicherem Gespür für belanglose Klamotten an ihrer kaum begonnenen Leinwandkarriere, obwohl sie Besseres kann, wie sie in "Sie haben Knut" (fd 36 209) eben bewies. Einzig die drei "brasilianischen" Grazien Pamela Knight, Beatrice Sadek-Masala und Jana Ina Berenhauser versprühen ein paar "Farbtupfer" in einer Komödie, die mehr sein möchte, als sie zu Wege bringt.

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