48 Stunden bis Acapulco
48 Stunden bis Acapulco
Karl-Heinz Schwab, filmecho/filmwoche, Nr. 101/102, 22.12.1967
Der erste Spielfilm Klaus Lemkes, des 27 Jahre alten Münchener Jungfilmers, ist durchaus gelungen. Kühl bietet der Kriminalfilm zugleich ein Bild der Beziehungslosigkeit des heutigen Menschen. Geld hat die totale Herrschaft über den Menschen angetreten. Die Gier nach Geld treibt einen jungen Mann zum großen Coup. Mit geheimen Dokumenten fliegt er statt nach München nach Acapulco. Er schüttelt seine beobachtende Begleiterin ab. Doch der Anfänger scheitert in der harten Welt der Profi-Gangster. Seine listige Geliebte hat ihn verraten. Die Jagd nach dem Geld endet mit dem Tod des jungen Mannes.
Die Story wird spannend und kontrastreich ins Bild gesetzt. Unverfroren orientiert sich die Kamera bei Godard und Resnais. Distanziert schaut sie zu, aber sie wertet nicht, verweilt auf den Gegenständen, artikuliert eine sachliche Welt. Betten, Hotels, Cafes und Flughäfen. Schauplätze sind austauschbar und unbedeutend. Rom, München, Acapulco nur Namen für andere Zimmer, andere Betten. Geld spielt die Hauptrolle. Eine Schlüsselstelle zeigt den Bankbeamten, der Schein auf Schein hinblättert, auffallend lang. Nach ihm ist der junge Mann unterwegs. Im bloßen Handeln vollzieht sich sein Leben. Er tanzt, telefoniert, fährt Auto, fliegt und befriedigt den Geschlechtstrieb. Nichts Prüdes ist in dem Film. Die Frau ist nur Objekt zwischen Beat und Bett. Mann und Frau haben keinen Standort mehr. Der Partner wird austauschbar wie der Ort, an dem man gerade agiert. Man lebt außerhalb der Gesellschaft. Bürgerliche Prinzipien werden als hohl entlarvt. Lemke zeigt dies nur, distanziert und von außen. Er klagt nicht an. Aber er fordert heraus. Der Zuschauer reibt sich den Schlaf aus den Augen, konfrontiert mit einer starren Dreiecksgeschichte, die auf Hinweise im Dialog verzichtet. Gefühle bleiben ausgeschlossen. Dazu läßt Lemke stoisch spielen. Kaum Leben auf den Gesichtern der Damen. Stumpf und schön, Christiane Krüger, die triebhafte Gefährtin, hinterhältig verschlagen Monika Zinnenberg, apartes wie verschlossenes Sphinx-Gesicht. Dieter Geissler in der Rolle des Anti-Helden, gibt ihn kraftvoll und mit Elan bis zum unerbittlichen Schluß. Klar im Bildaufbau, rhythmisch komponiert und rasant sich steigernd rollt dieser Film ab. Spannung dominiert in jeder Sekunde.