Schweinegeld
Schweinegeld – Ein Märchen der Gebrüder Nimm
Hans Messias, film-dienst, Nr. 05, 07.03.1989
Was den Großen recht ist, an der Steuer vorbei das schnelle Geld zu verdienen, soll den Kleinen billig sein. So gründen Maxwell, ein Berliner Clochard, Wally, eine arbeitslose Schauspielerin, und Harry, ein windiger Filmproduzent, die "Kleine Glücksidee", die alten Herrschaften gegen einen Obolus die Erfüllung ihrer Lebensträume verspricht. Das große Geld ist damit nicht zu verdienen, aber zum Leben reicht es. Natürlich ist der Umsatz nicht mit dem des Tattenbach-Konzerns zu vergleichen, der über schwarze Spendenkassen und Geldwaschanlagen verfügt und sich gerade anschickt, mit Hilfe einiger wohlgesonnener Parlamentarier ein illegales Waffengeschäft einzufädeln. Eigentlich wäre genug für alle Beteiligten da, doch unglücklicherweise kreuzen sich die Pfade der beiden Firmen, und die "Glücksidee"-Erfinder hoffen, durch Tattenbach ins lukrative Geschäft zu kommen, denn dem Konzern ist die illegale Spendenliste abhanden gekommen und deren Wiederbeschaffung ist der Firma einiges wert. Zwischen diese Geschäftsinteressen gerät der wackere Steuerfahnder Liebkind, der Tattenbach schon lange im Visier hat, dem jedoch durch die eigene Behörde immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Als Liebkind und die drei Glücksritter endgültig abserviert werden sollen, entschließt man sich zur gemeinsamen Aktion, beschlagnahmt die schwarze Kasse des Konzerns und bringt die Spendenliste, die bereits mehrfach den Besitzer wechselte, erneut in Besitz. Aber der Gerechtigkeit ist damit noch lange nicht Genüge getan. Zwar sind die Großen geprellt, doch da die Belege aus Versehen vernichtet werden, muß der tugendhafte Liebkind notgedrungen seinen Anteil an den Millionen mit der mittlerweile geliebten Wally durchbringen.
Eine weitgehend unverbindliche Posse und Langeweile – mehr bietet der Film dem Zuschauer nicht. Wortschöpfungen wie z. B. der "Geber-und Nehmerverband" oder die Spendenorganisation "Helping Hands" mögen witzige Spitzen sein, doch sie reichen nicht aus, um den Film über die Runden zu bringen. Ärgerlich, daß ein Regisseur, der sich eines brisanten Stoffes der bundesdeutschen Wirklichkeit – Spenden- und Korruptionsaffären und Bestechlichkeit von Politikern – annimmt, nur einen mit vielen Mätzchen überfrachteten, belanglosen Film inszeniert. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welch spannenden Polit-Thriller Hollywood aus diesem Stoff gemacht hätte. In Kückelmanns Inszenierung kommen weder die satirischen noch die spannenden Elemente zum Tragen. Dieser Film klärt nicht auf, er unterhält nicht einmal, da er weit hinter den Tatsachen zurückbleibt, die man durch Nachrichten oder Zeitung kennt. Er durchdringt nicht die Wirklichkeit und macht Zusammenhänge transparent, sondern erzählt ein Märchen; die meisten Märchen sind grausam, dieses ist nur grausam langweilig.