Play Safe

USA 1925 Spielfilm

"Donnerwetter, Monty Banks!" - Die Wiederentdeckung eines Klassikers der amerikanischen Slapstickkomödie im Bundesarchiv

von Philipp Stiasny

 

Vor einhundert Jahren war Monty Banks einer der populärsten Komiker des amerikanischen Slapstickfilms. Er genoss nicht den sagenhaften Ruhm von Charlie Chaplin und Buster Keaton, Harold Lloyd oder Laurel und Hardy, doch beim Publikum war Monty Banks überaus beliebt, wie die lange Liste seiner Filme beweist. Wie seine großen Kollegen Chaplin, Keaton und Lloyd wechselte er mühelos vom Kurzfilm zum Spielfilm. Als er 1928 zu Besuch nach Berlin kam, wurde er von seinen Fans stürmisch gefeiert. Ein Kritiker beschrieb ihn damals als "netten, etwas dicklichen, hopsfrohen Clown, mit dem Gesicht eines Weinreisenden, der Antialkoholiker ist; mit den Augen eines Mannes, der Witze erzählt, deren Pointe er vergessen hat." (Deutsche Allgemeine Zeitung, 20. Oktober 1928)

In Deutschland starteten 1928 gleich mehrere Langfilme mit dem immer agilen und oft waghalsigen Monty Banks in der Hauptrolle, darunter auch "Donnerwetter, Monty Banks!", die deutsche Version von "Play Safe" (USA 1927, Regie: Joseph Henabery).

"In 'Donnerwetter, Monty Banks' rollt ein Film über die Leinwand, der das Unglaubliche an Humor, Ausgelassenheit und ulkigsten Situationen bietet, was man sich nur denken kann. Die Lachmuskeln kommen nicht zur Ruhe, und alles ist wieder von Monty Banks begeistert." (aus: Bochumer Anzeiger und General-Anzeiger, 4. Januar 1930)

In der hinreißenden Actionkomödie tut der Komiker alles, um seine Liebste aus einem von Banditen entführten rasenden Güterzug zu befreien. Seine akrobatischen Leistungen und Stunts auf dem fahrenden Zug sind atemberaubend und stehen denen von Keaton oder Lloyd in nichts nach. Das Tempo ist hoch, der Thrill ansteckend. "Donnerwetter, Monty Banks, Du bist ein derartig lustiger Bursche, daß Du Dich getrost neben Harold Lloyd und Buster Keaton sehen lassen kannst. Deine verrückten Abenteuer haben das gesamte Theaterpublikum nicht aus dem Lachen herauskommen lassen", jubelte der General-Anzeiger aus Dortmund im August 1928.

Dass Monty Banks heute so vergessen ist, liegt nicht daran, dass uns seine Filme nicht mehr packen. Der Grund ist vielmehr die miserable Überlieferungssituation, auch in amerikanischen Archiven. Umso glücklicher und dankbarer dürfen wir sein, dass der Weimarer Stummfilmmusiker und Komponist Richard Siedhoff im Bundesarchiv eine farbig viragierte, überaus schöne historische Kopie der deutschen Verleihfassung "Donnerwetter, Monty Banks!" lokalisieren konnte, die auf seine Initiative hin digitalisiert wurde.

Verfügbar wird dadurch ein wichtiges Werk des amerikanischen Filmerbes, ebenso aber auch ein Stück deutsche Kinogeschichte, in der die amerikanischen "Groteskfilme" fester Bestandteil waren. Der Film deutet zugleich auf die Bedeutung hin, die europäische Komiker in Hollywood besaßen, von den Engländern Charlie Chaplin und Stan Laurel über den gebürtigen Berliner Max Davidson bis zum als Mario Bianchi geborenen Italiener Monty Banks (1897-1950).

Zu Weihnachten 2024 ist der wunderbare Archivfund "Donnerwetter, Monty Banks!" nach knapp 100 Jahren erstmals wieder auf der Kinoleinwand zu erleben, gemeinsam mit Banks' herrlichem Kurzfilm "Immer der letzte" ("Always late", USA 1923. Regie: Herman C. Raymaker) von 1923, den Richard Siedhoff ebenfalls als ehemals verschollenen Film identifizieren konnte. Siedhoff, der 2020 schon für die Wiederentdeckung der Originalmusik zu "Der Golem, wie er in die Welt kam" mit dem Deutschen Stummfilmpreis ausgezeichnet wurde, wird von seiner Entdeckung berichten und den Film danach selbst live am Flügel vertonen.
Wir dürfen uns auf ein besonderes Weihnachtsgeschenk freuen!

Rechtsstatus