Inhalt
Im Mittelpunkt dieses dokumentarischen Spielfilms steht eine mongolische Nomadenfamilie, die ein von alten Traditionen geprägtes Leben weitab der Zivilisation führt. Eines Tages findet die sechsjährige Nansal einen kleinen Hund, den sie gegen den Willen ihres Vaters mit nach Hause nimmt. Der Hund wird dem Mädchen ein treuer Weggefährte – bis er eines Tages verschwindet. Auf der Suche nach ihrem kleinen Freund begegnet Nansal einer alten, weisen Nomadin, die ihr die Legende von der Höhle des gelben Hundes erzählt.
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Nach alter Tradition lebt die Familie Baytchuluun von der Schafzucht – und im Einklang mit der Natur. Die immer auch Gefahr mit sich bringt, vor allem Wölfe und Geier. Bei einem ihrer Spaziergänge findet Nansal in einer Felsenhöhle einen kleinen, schwarzweißgefleckten Hund, den sie „Zochor“ (dt. „Bunter“) nennt und mit nach Hause nimmt. Was ihrem Vater sehr missfällt, der sich vor Kreuzungen zwischen Wölfen und Hunden fürchtet. Allein ihre sehr religiöse Mutter Buyandulam Daramdadi empfindet den Fund des Tieres als Schicksal, ohne dies näher zu begründen.
Statt den Hund wieder auszusetzen, wie es der Vater verlangt, wird Zochor ihr treuer Begleiter. Gerade dann, wenn Nansal zu Pferd die Schafe hütet. Doch eines Tages kehrt die Herde allein zurück und die Mutter macht sich ebenfalls zu Pferd mitten in der Nacht auf, ihre Tochter zu suchen. Die hatte in der Steppe Zochors Spur verloren – und ihn bei einer alten Nomadin wiedergefunden. Diese Frau erzählt Nansal die bewegende Legende von der Höhle des gelben Hundes. Als sich der Sommer dem Ende neigt, werden die Zelte abgebrochen und der Erde wird ein Dankopfer dargebracht. Die Batchuluuns ziehen weiter, Zochor muss angebunden zurückbleiben. Plötzlich ist der kleine Batbayar verschwunden, eine große Anzahl von Geiern kreist über der Gegend...
Nach ihrem Welterfolg „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ (2004, zusammen mit Luigi Falorni) kehrt die 1971 in der Mongolei geborene Regisseurin Byambasuren Davaa erneut zu ihren Wurzeln zurück. Ihr zweiter Film „Die Höhle des gelben Hundes“, zugleich ihre Abschlussarbeit an der Münchner Filmhochschule HFF, spielt wieder in der Mongolei, ist jedoch diesmal deutlich fiktionaler angelegt als ihr Erstling.
Inspiriert durch die mündlichen Überlieferungen ihrer eigenen Großmutter und einer Erzählung von Gantuya Lhagva, entführt uns Byambasuren Davaa in ihrer fiktiven, so anrührenden wie spannenden, zuletzt regelrecht dramatischen Geschichte mit dokumentarischem Blick in eine fremde Welt voller Spiritualität und Magie. „Jeder stirbt, aber niemand ist tot“ sagt der Vater im Prolog des Films zu seiner Tochter bei der Beerdigung ihres Hundes: Im mongolischen Glauben an den ewigen Kreislauf des Lebens wird ein Hund als Mensch wiedergeboren – die uralte Beziehung zwischen Mensch und Hund bekommt hier eine ganz neue Dimension.
Zugleich gewährt die Dokufiktion, die auch für Kameramann Daniel Schönauer seine Abschlussarbeit an der HFF München darstellt, einen authentischen Einblick in den Alltag einer traditionellen mongolischen Nomadenfamilie – den es möglicherweise in dieser Form schon bald nicht mehr gibt: Auch in der Mongolei hat die moderne Zivilisation ihre Fühler ausgestreckt. Dabei ist die Urbanisierung des Landes ebenso eine Existenzfrage für die Nomaden wie der Klimawandel, der extrem kalte Winter und extrem trockene Sommer verursacht.
„Die Höhle des gelben Hundes“ wurde am 12. Mai 2005 in Cannes uraufgeführt, wo es die Auszeichnung „Palm Dog“ für den besten Filmhund gab. Im gleichen Jahr folgten der Regie-Förderpreis Deutscher Film sowie der Publikumspreis beim Filmfest München sowie eine lobende Erwähnung des katholischen Signis Award in San Sebastian. Im Jahr darauf gabs den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Kinder- und Jugendfilm.
Pitt Herrmann