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Der junge Bergmann Katlewski kommt mit seiner kleinbürgerlichen Existenz nicht mehr zurecht und verschwindet eines Tages in seinem Recklinghauser Stollen von der Bildfläche. Nach zwei Wochen taucht er kohlrabenschwarz, desorientiert und verstört in einem Schacht unter Dortmund wieder auf. Er lernt Ulli kennen, bei der er sich einquartiert und mit der er ein neues Leben beginnen will. Doch er muss noch den Kredit aus seinem alten Leben begleichen und deshalb möglichst schnell an möglichst viel Geld kommen. Um mit seiner früheren Umgebung abzurechnen, besorgt er sich eine Motorsäge.
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Aus eintausend Metern taucht Katlewski auf – wie ein Maulwurf. Der 25 Jahre junge Bergmann ist auf der Flucht vor seinem bisherigen drögen Alltagsleben durch die Zechenschächte von Recklinghausen nach Dortmund gewandert. Und findet ein Hochhaus vor – in Dortmund-Dorstfeld. Mit dem Mädchen Ulli, das dort im zwölften Stock zur Untermiete wohnt. Sie hat den Koffer schon gepackt für den Fall, dass sie ’mal keine Lust mehr hat auf die Aussicht vom „Hannibal“ genannten Wohnturm auf die grüne Wiese ringsum.
Nun hat sie rasch kapiert, dass sie mit Katlewski ein Stück abhauen kann fürs erste. Und so kommt es dann auch: Die schnoddrige Ulli lässt ihn unter ihre Dusche und leiht ihm ihr Bett – und er begibt sich auf die Suche nach einem neuen Job über Tage. LKW-Fahrer ist darunter, Pförtner und Aushilfskellner. Katlewski besorgt sich überdies eine Säge. Genau genommen eine Sachs-Dolmar-Motorkettensäge mit einer Schwertlänge von 45 Zentimetern. Denn Katlewskis Rechnung ist lang...
Er braucht jede Menge Kohle, und die liegt nicht auf der Straße, schon gar nicht auf den Straßen des Kohlenpotts. Aber Katlewski ist erfinderisch. Er holt sich die Kohle auf seine anarchische Art – vorzugsweise bei den Strebern, Aufsteigern und selbstgewissen Chefs des „neuen“ Reviers. Um endlich den ganzen spießbürgerlichen Müll hinter sich lassen zu können. So kommt der Tag, an dem die Säge sägt. In seiner alten Wohnung beispielsweise. Katlewski macht seinen Schnitt. Sogar die Bank kriegt ihren Kredit zurück, er will ihn nicht mehr haben. Katlewski, der dreckig aufgetaucht ist, taucht sauber wieder ab. Oben aber liegt der Müll in den Aufzügen, und an den Autos frisst der Rost herum...
„Jede Menge Kohle“ hat sich rasch zum Kultfilm entwickelt, obwohl für diese Low-Budget-Produktion nur 1,4 Millionen D-Mark zur Verfügung standen, zahlreiche Rollen mit Laiendarstellern und die Hauptrollen mit zwei sympathischen, aber weitgehend unbekannten Darstellern besetzt worden waren: Detlev „Delle“ Quandt, LKW- und Taxifahrer mit Film-Erfahrung bei „Abfahrer“, und Uli Heucke, seinerzeit Mitglied der Bochumer Frauenband „The Honeybees“. Dafür gaben Leinwand- und Theater-Stars den Nebenrollen ein einzigartiges Profil: Hermann Lause als Steiger Grüten, Tana Schanzara als dessen Frau Ilse und Martin Lüttge als Fahrer Lewandowsky.
„Wir waren es leid, Filme zu machen, die eigentlich viel mehr ins Fernsehen passen als im Kino“ sagt Winkelmann. So hat „Jede Menge Kohle“ auch technisch Filmgeschichte geschrieben: Der weltweit erste Spielfilm, der in Dolby-Stereo-Originalton gedreht wurde und nach Rudolf Thomes „Detektive“ der zweite neue deutsche Film in Cinemascope-Format. Dazu wurden für den zwölftägigen Dreh unter Tage auf der Zeche Gneisenau in Dortmund eine umgerüstete Panaflex und eine aus England ausgeliehene Newman-Sinclair-Federwerkkamera aus den 1930er Jahren eingesetzt, da in 840 Meter Tiefe aufgrund der Explosionsgefahr kein elektrisches Gerät benutzt werden darf.
Adolf Winkelmann zum Bottroper Verleger Werner Boschmann: „Das Bruchstückhafte in der Montage, das Aufeinanderprallen der einzelnen Szenen ohne sanft vermittelnde Übergänge ist seit langem nichts Besonderes mehr. Um zu erzählen, dass Zeit vergeht, brauchen wir keine Blende auf einen sich füllenden Aschenbecher und auch keinen rasenden Uhrzeiger mehr.“ Am 10. April 2021 erscheint zum 75. Geburtstag des Filmemachers die dialogische Hommage „Die Bilder, der Boschmann und ich“ im Verlag Henselowsky Boschmann.
Pitt Herrmann