Voll normaaal
Voll normaaal
Peter Strotmann, film-dienst, Nr.24, 22.11.1994
Horror-Videos reinziehen, Dosenbier schlürfen, Autos demolieren, einen Auspuff klauen, eine Küche unter Bier setzen, ein Büffet vollkotzen, mit Hundedreck schmeißen. So sieht eine Woche im Leben von Tommy aus, dem echt kölschen Jung aus Kalk. Und weil er so ein braver Junge ist, darf er zur Belohnung am Freitag unter einer Bühne hocken und einem Porno-Star zwischen die Beine linsen. "Voll geil, ey!"
Willkommen beim Kinodebüt von Tom Gerhardt, dem Kleinkünstler mit der Bommelmütze und dem blöden Blick. Wo der Wortschatz gut vergraben ist und der Witz keine Grenzen kennt - nach unten. Wer da nicht beinharter Fan ist, der wird vorsätzlich aus dem Saal geekelt. Was vielleicht ganz gut ist, denn wer den Brechreiz überwindet und drinbleibt, sieht sich 90 Kinominuten lang in seiner Intelligenz beleidigt. Die Handlung ist in ihrer Komplexität etwa vom Zuschnitt der "Lümmel"-Filme, die Regiearbeit ist, gelinde gesagt, schlicht.
Als einzige Überraschungsmomente müssen schon die Gastauftritte herhalten: Katja Flint als Porsche-Fahrerin, Rolf Zacher als Trickspieler, die Toten Hosen im Getränkemarkt, auf der Suche nach Alt-Bier. Sie sollten sich schämen. Auf der Bühne mag Gerhardts Darstellung des "Proll" ja tatsächlich eine kleine Kunst sein. Auf der großen Leinwand geht der Schuß nach hinten los. Da wird die galoppierende Verblödung vieler Zeitgenossen nicht mehr karikiert, sie wird gefeiert, quasi zur Nachahmung empfohlen, ohne jeden Abstand. Wahrhaft fürchterlich, diese "Rache der Blöden". Mit einem "Köln-Kalk-Verbot" wäre "Voll normaaal" noch gut bedient.