Die drei Mädels von der Tankstelle

Deutschland 1996/1997 Spielfilm

Die drei Mädels von der Tankstelle



Rudolf Worschech, epd Film, Nr. 7, Juli 1997

Das Problem mit Komikern in Spielfilmen ist, ob sie in der Lage sind, nicht nur in ein paar Sketchen zu glänzen, sondern anderthalb Stunden zu überstehen. Die "Drei Mädels von der Tankstelle" ist ein Vehikel für Wigald Boning, bekannt aus der "RTL Samstag Nacht"-Show und Sänger bei einem Duo mit dem Namen "Die Doofen", dessen Video "Mief" es immerhin zu "Viva"-Ehren gebracht hat. Doch vor allem ließen die am Film Beteiligten hoffen, daß aus "Die drei Mädels von der Tankstelle" nicht nur eine Nummernfolge wird. Regisseur Peter F. Bringmann hatte schließlich mit "Theo gegen den Rest der Welt" 1979/80 so etwas wie eine deutsche Actionkomödie zustande gebracht, die Schauspielerin Franka Potente in der leisen Komödie "Nach fünf im Urwald" als Ausreißerin brilliert, und Axel Milberg zählt seit "Probefahrt ins Paradies" und "Irren ist männlich" sowieso zu den komischen Entdeckungen im deutschen Film. Das Drehbuch schrieb Ernst Kahl, der auch die Vorlage zu Bucks "Wir können auch anders" lieferte und dessen neuester Kurzfilm "Der Lober" ein Musterbeispiel für Understatement und Lakonie war.

Doch leider hapert es bei den "Drei Mädels von der Tankstelle" vor allem am Drehbuch. Wigald Boning ist ein Komiker, dessen Figur sich kräftig an denen der fünfziger und sechziger Jahren bedient: der strenge Seitenscheitel, die Kassenbrille und die farbenfrohen Hemden und Anzüge. Und auch sein erster Film könnte, wie viele neuere deutsche Komödien, in den 50er Jahren entstanden sein. Eine Klamotte um ein misogynes Millionärssöhnchen mit dominanter Mutter, das schließlich von den drei hübschen Pächterinnen einer Tankstelle von seinem Frauenhaß geheilt wird. Tragisch ist allerdings, daß gerade die Szenen mit Boning überhaupt nicht komisch sind und die Handlung zu vorhersehbar ist. Eine Sequenz, in der Boning mit den Worten, daß er immer schwerer werde, hypnotisiert werden soll und schließlich durch den Deckenboden bricht, gehört schon zu den intellektuellen Höhepunkten des Films. Ansonsten bleibt der Humor vordergründig und allzu grob. Daß Komik auch etwas mit Regression zu tun hat, hätte Kahl nicht erst mit pubertären Flatulenz- und Geschlechtsteil-Witzen ("der schiefe Turm von Pisa") beweisen müssen. Nach anderthalb Stunden bleibt vor allem: Ratlosigkeit. Den unermüdlichen Wigald-Boning-Fans sei allerdings verraten, daß der Meister sich in seiner Garderobe wie immer selbst übertrifft und auch vor einem geblümten Knickerbocker-Anzug nicht zurückschreckt.

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