Königin Luise

BR Deutschland 1956/1957 Spielfilm

Königin Luise



Ernst Bohlius, Film-Echo, Wiesbaden, 16.03.1957

Ein menschlich rührendes und zugleich politisch höchst interessantes Filmportrait der unglücklichen Preußenkönigin Luise und ihrer Zeit, das weit über der üblichen romantischen Historienmalerei steht. Georg Hurdalek hat sein Buch mit vielen Parallelen auf die augenblickliche politische Situation versehen und versucht den Verantwortlichen von damals mit neuen Erkenntnissen gerecht zu werden. Zum Teil erscheinen sie in einem völlig überraschenden Licht: wie der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., der hier als maßvoller Außenpolitiker gezeichnet ist, der sein Land aus den Auseinandersetzungen zwischen Ost und West heraushalten wollte. Die Titelheldin läßt sich dagegen als echtes Kind ihrer Zeit zu stark von Sympathien und Gefühlen leiten und übt auf dien geliebten Mann einen so starken Einfluß aus, daß er mit dem schwärmerischen, aber unzuverlässigen Zaren gegen Napoleon zu Felde zieht. Aber im Unglück und schon sterbenskrank zeigt die junge Monarchin ihre ganze seelische Stärke, sie will gutmachen, was sie mitverschuldet hat. Von diesem Moment an folgt die Handlung streng den bekannten geschichtlichen Tatsachen. Höhepunkte sind die Flucht nach Ostpreußen und die Begegnung mit Napoleon in Tilsit. Liebeneiners Inszenierung zeichnet sich vor allem durch Tempo, prägnante Dialoge und Spannung aus und wenn der Regisseur mit Kuhstall-, Kinder-Ball-szenen kleine Konzessionen macht, geschieht das mehr, um den Handlungsablauf zu beleben. Werner Krien fing mit seiner Farbkamera bunte höfische Pracht und die Weite des Ostens ein. Franz Grothe illustrierte die Handlung musikalisch mit zeitgenössischen Kompositionen, Rolf Zehetbauer sorgte als Architekt für einen milieugerechten äußeren Rahmen.

Für die beiden Hauptrollen, Luise und ihren königlichen Gatten, gab es bestimmt keine besseren Interpreten ale Ruth Leuwerik und Dieter Borsche. Ruth Leuwerik ist schon äußerlich die ideale Verkörperung der unvergeßlichen Königin und sie stattet diese Figur hier mit genau so viel echter Würde, Innigkeit, Verständnis und mütterlicher Güte aus, wie es uns durch die Literatur und den Volksmund über Jahrhunderte hinweg überliefert wurde. Neben dieser unternehmungslustigen und selbst im Elend aktiven Persönlichkeit überrascht Dieter Barsche in seinem mehr passiven, aber bravourös gespielten Part als Regent. Sein Gegenspieler ist der Zar, den Bernhard Wicki mit Charme, verhaltener Leidenschaft und Schwärmerei verkörpert.

Nach den letzten filmischen Glorifizierungen korrigiert Rene Deltgen federnd und mit knappen Gesten das Bild des französischen Kaisers". In einer kleinen, aber eindrucksvollen Studie brilliert Charles Regnier als Talleyrand. Auch die übrigen Rollen sind bei Peter Arens (Prinz Louis Ferdinand), Margarete Haagen (Gräfin Voss), Friedrich Doimin (Herzog von Mecklenburg), Hans Nielsen (Hardenberg) und Irene Marhold (Prinzessin Friederike) in den besten Händen! Alexander Gollinigs russischer Großfürst wirkt leicht karrikierend. Thema und Besetzung bieten alle Voraussetzungen für einen Publikumserfolg!

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