Kleiner Mann - ganz groß
Kleiner Mann - ganz groß
Bert Markus, Film-Echo, Nr. 17, 27.02.1957
Es ist ja nicht die erste Rolle, die Ilse Lotz-Dupont für den kleinen Oliver Grimm schrieb. Das hier ist nun aber eine "tragende" Rolle, steht der kleine Robby doch von Anfang bis zum Schluß im Mittelpunkt. Nach dem Tode des Großvaters, der ihm das Vollblut-Fohlen "Kleiner Bruder" schenkte, beginnen für Robby und seine große Schwester Meike schlechtere Zeiten. Der neue Vormund ist ein Materialist, also soll auch Robbys "Kleiner Bruder" verkauft werden.
Robbys ganzes Herz aber hängt an dem Pferd, pfiffig, trotzig und listenreich wie ein Indianerhäuptling findet er Mittel und Wege, um der Besitzer des "Kleinen Bruders" zu bleiben. Natürlich geht die Sache eines Tages schief, der "Kleine Bruder" wird doch verkauft, und Robby muß in ein strenges Internat. Durch einen mexikanischen Millionär kommt Robby aber doch wieder zu seinem Pferd, das gleich sein erstes Zweijährigen-Rennen in Baden-Baden gewinnt. Gewonnen hat inzwischen auch ein sympathischer junger Architekt das Herz Meikes. Jubel und Trubel also auf der ganzen Linie.
Der kleine Oliver und der große Grimm (Hans, der Regisseur) wissen ganz genau, wie das Publikum einen Kinderstar gern sieht: eine gewisse Portion pfiffiger Lausbub, dann und wann kindliche Naivität, die, wenn es das Drehbuch erfordert, zum Zwecke dies komischen Effektes in Altklugheit hinüberwechselt, Liebe zu den Tieren und ein gehöriges Quantum an rührender Verträumtheit. Natürlich kann der kleine Oliver eine solche Aufgabe nicht in jedem Punkte bewältigen. Da ist vieles ganz reizend und manches eben ganz gestellt, was dann gezielt aussieht und die Wirkung vermindert.
Sehr nett in der Anlage, locker in der Regie und im lebendigen Dialog ganz von der Schablone weg sind die Liebesszenen zwischen Karin Dor als Meike und Joachim Fuchsberger als Thomas. Eine gefüllte Charakterstudie gibt Friedrich Domin mit einer meisterhaft gestalteten Erzählung. Netter Märchenonkel aus Mexiko ist Paul Westermeier, Margarete Haagen ist wieder Margarete Haagen. In kleineren Rollen Hans Leibelt, Herbert Hübner, Michl Lang und Maria Stadler.
Wer Kinder und Pferde liebt – und wer liebt sie nicht! – wird seine Freude an dem Film haben (ein paar Längen sind schnell vergessen), vor allem aber die Frauen werden gerührt das Taschentüchlein ziehen. Und das bedeutet wie immer ein annehmbares Geschäft.