Stresemann

BR Deutschland 1956 Spielfilm

Inhalt

Es ist Herbst 1923, für Deutschlands Geschichte eine Zeit, in der die Menschen voller Hoffnungslosigkeit sind. Inflation, Arbeitslosigkeit, passiver Widerstand gegen die französische Besatzung im Ruhrgebiet, rote Revolte in Sachsen, Naziputsch in Bayern – Ereignisse, die das Land erschüttern.

 

Außenminister Gustav Stresemann sucht einen Weg aus dieser verzweifelten Lage und wandelt sich, bedrückt durch die Ereignisse dieses Jahres, vom Nationalisten zum Europäer. Gegen allen Widerstand versucht er eine Verständigung mit Frankreich und findet hier, was er in seinem Land und seiner Partei vergeblich suchte, einen Verbündeten und Freund: seinen französischen Kollegen und Mitstreiter Aristide Briand.
Doch ihr Mut zur Erneuerung über alle Grenzen hinweg findet kein Verständnis. Ihre Vision vom Völkerfrieden und einem geeinten Europa wird niedergeschrieen und mit Gewalt und einem furchtbaren Krieg beantwortet.

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Falk Schwarz
Eine unverbrüchliche Freundschaft
Das Thema gibt den ruhigen Duktus des Films vor. Ein Kapitel deutscher Geschichte. Stresemann, der Vollblutpolitiker, lebt einer Vision: Versöhnung der Völker in Europa, Versöhnung Deutschlands mit Frankreich nach dem ersten Weltkrieg. Um ihn herum tobt es, im Parlament kämpft er für die Anerkennung seiner Politik. Die Franzosen halten nach wir vor die Rheingebiete als Kriegsbeute besetzt. Die Freundschaft zwischen Stresemann und Briand, dem französischen Außenminister und späteren Ministerpräsidenten, trägt den Film. Ernst Schröder, kahlköpfig, willensstark, hat sich in die Rolle des Stresemann geradezu hineingesteigert. Leonhard Steckel als Aristide Briand, ein Angler, ein Lebemann, ein Freund in guten und schlechten Tagen, sein sympathischer Freund und Gegenspieler, verfügt über eine beeindruckende emotionale Tiefe. Aus dieser Dualität zieht der Film von Alfred Braun seine Dramatik. Da haben es alle anderen Darsteller schwer. Anouk Aimée sieht zwar zart und liebreizend aus, aber die Liebesgeschichte mit dem Journalisten Becker (Wolfgang Preiss) wirkt wie angeklebt, trägt den Film nicht und als sie sich schließlich um den Hals fallen, nimmt man es als Zuschauer so hin. Es geht um etwas anderes. Was deutlich wird, ist die Kraft und die Überzeugung, die es kostet, in der Politik eine große Vision zu verfolgen, ihr treu zu bleiben, auch gegen alle Widersprüche. In der ersten Hälfte des Films klingt es so, als würde aus einem Geschichtsbuch vorgelesen. Erst mit der Intensivierung der Freundschaft zwischen Stresemann und Briand kriegt auch der Film zunehmende Tiefe und der Moment, wo Briand seinen Freund, niedergestreckt von einem neuerlichen Herzinfarkt, auffindet und ihm die Beine hochlegt, gehört zu den anrührendsten Momenten. Ein großes Plus dieses Films ist die Arbeit des Kameramannes Friedel Behn-Grund. Er bewegt die Kamera, wenn die Herren nur debattieren, er findet Großaufnahmen, die in die Seele der Beiden blicken lassen. Wenn Stresemann in einem großen Raum aus dem Hintergrund auf die Kamera zugeht, läuft er zunächst durch einen Schatten, dann aber - näher heran - sind sein Kopf und Gesicht im vollen Licht. So wird die Bedeutung dieses Mannes im Spiel von hell und dunkel inszeniert. Die Aussenaufnahmen in Locarno am Lago sind lichtüberflutet, so als wäre aus der Berliner Enge plötzlich Helligkeit auch in das Tun der Politiker gekommen. "Des echten Mannes wahre Feier ist die Tat", zitiert der Film. Ob er ein Erfolg war? Die Deutschen schienen 1956 eher interessiert an herzbewegenden Filmen, weniger an hirnbewegenden. Ein Lehrstück, wie sehr Frieden und Versöhnung nach einem Krieg an großen Persönlichkeiten hängen.

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Script

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Standfotos

Außenrequisite

Schnitt

Darsteller

Produzent

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • 27.08.1956 - Oktober 1956
Länge:
6 Akte, 2860 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 29.12.1956, 13573, Jugendgeeignet / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 10.11.1971, 13573, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.01.1957, Hannover, Theater am Aegi

Titel

  • Originaltitel (DE) Stresemann

Fassungen

Original

Länge:
6 Akte, 2860 m, 104 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 29.12.1956, 13573, Jugendgeeignet / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 10.11.1971, 13573, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 11.01.1957, Hannover, Theater am Aegi

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1957
  • Filmband in Silber, Film, der für die europäische Idee wirbt