Am Samstagabend wurden im Audimax der HFF München die Preise des 33. DOK.fest München verliehen, das von 2. bis 13. Mai stattfand.
Den Hauptpreis des Wettbewerbs VIKTOR DOK.international erhielt die dänisch-deutsche Koproduktion "The Distant Barking of Dogs" von Simon Lereng Wilmont über einen Waisenjungen und seine Großmutter im Kriegsgebiet der Ostukraine. Aus der Jurybegründung: "Der diesjährige Gewinnerfilm erzählt vom Leben im Krieg aus den Augen der Kinder: Ohne jemals Panzer, Soldaten oder den Tod direkt zu zeigen, gelingt es dem Filmemacher eindrücklich zu vermitteln, welch tiefen und erschütternden Einfluss Krieg auf Menschen ausübt. Der Regisseur zeigt eine klare Haltung und ein tiefes Verständnis für das Kino. Mit außergewöhnlichen Bildern, kraftvollem Sounddesign und präziser Montage gelingt es ihm, aus einer individuellen Geschichte eine universelle zu entwickeln."
Ebenfalls an "The Distant Barking of Dogs" ging der DOK.fest Preis der SOS Kinderdörfer weltweit.
Den Preis im Wettbewerb der deutschsprachigen Filme VIKTOR DOK.deutsch erhielt der österreichische Film "I'm a Bad Guy" von Susanne Freund. Aus der Jurybegründung: "Wir geben den Preis an den Film, der uns nicht loslässt und mitunter verstört. Er lässt uns in Abgründe blicken, die unsere eigenen sein könnten. Zugleich stellt er die Frage nach Schuld und Sühne, nach der Definition von Normalität, Verbrechen und Gerechtigkeit. Die Geschichte des über 80-jährigen Wieners Adolf Schandl, der nach 40 Jahren Haft entlassen wird, konfrontiert uns zudem mit Alter und Einsamkeit und fragt, was am Ende bleibt."
Der VIKTOR DOK.horizonte ging an "Demons in Paradise" (Frankreich/Sri Lanka) von Jude Ratnam. Aus der Jurybegründung: "Dieser Debütfilm zeigt die Vielschichtigkeit von ethnischen Konflikten und Bürgerkrieg aus einer sehr persönlichen Perspektive: Der Regisseur bezog seine eigene Familie und ehemalige Nachbarn mit ein, um die Geschichte von Sri Lankas Kampf zu erzählen. Seine persönliche Herangehensweise und sein Insiderblick machen den Film zu einem wichtigen Zeitdokument."
Der FFF-Förderpreis Dokumentarfilm wurde an "Früher oder später" von Pauline Roenneberg verliehen. Aus der Jurybegründung: "Der FFF Förderpreis Dokumentarfilm 2018 geht an eine Regisseurin, die in ihrem ambitionierten Projekt großes erzählerisches Talent beweist und einer kühnen visuellen Vision folgt. Der Versuch, Alltagsgeschehen dokumentarisch einzufangen und mit einer fiktionalen Erzählstruktur zu verbinden, ist ihr mit großer atmosphärischer Dichte gelungen. Sie porträtiert Menschen lakonisch und humorvoll, ohne sie je bloßzustellen – eine Gratwanderung angesichts der Situationskomik, die sie in den unterschiedlichen Lebensformen in einem bayerischen Dorf entdeckt."
Den BR kinokino Publikumspreis gewann der Film, der die meisten Stimmen im Verhältnis zu seiner Zuschauerzahl erhielt: "Tackling Life" gewann mit 83 Prozent. Insgesamt wurden 11.352 Stimmen abgegeben.
Weitere Preise:
megaherz Student Award: "Sand und Blut"
ARRI AMIRA Award: "Caniba"
VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis: "grenzenlos – Geschichten von Freiheit & Freundschaft"
Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis: "Beuys"
Pitch Award des Hauses des Dokumentarfilms: "Merci de votre visite"
Deutscher Kompositions-Förderpreis: "Go Back!"
Dokumentarfilmpreis für junge Menschen: "Vielleicht"
Der FairFilmAward Non-Fiction geht an die Produktionsfirma Florianfilm.
Gestern ging das DOK.fest München 2018 zu Ende. Insgesamt 45.000 Zuschauer.innen besuchten das Festival. Angesichts des fast durchgängig sommerlich-schönen Wetters ist das ein hervorragendes Ergebnis. "Das Kino hat es als Spielstätte zunehmend schwer, auch gegen die Konkurrenz der Streaming-Angebote. Aber der große Zuspruch für unser Festival belegt, dass die Zuschauer Dokumentarfilme nach wie vor im Kino sehen wollen – und dass man sie nur erreichen muss. Das gelingt bei Festivals wie dem DOK.fest besser als in der regulären Kinoauswertung. Festivals müssten deshalb besser ausgestattet und zu einem regulären Glied der Auswertungskette werden. Davon würde die ganze Branche profitieren", sagt Festivalleiter Daniel Sponsel.
Das Publikum sah beim DOK.fest 154 Filme aus 50 Ländern, mehr als zwei Drittel davon in Welt- oder Deutschlandpremieren. Mehr als die Hälfte der Filme stellten die Regisseur.innen persönlich vor. Ein besonderes Highlight war die Reihe "Ganz großes Kino": Neun Filme feierten im glanzvollen Rahmen des Deutschen Theaters Premiere.
Auch die Branchenplattform DOK.forum war ein Erfolg: 160 Filmschaffende besuchten den Marktplatz, bei dem viele neue Projekte auf den Weg gebracht wurden. Genauso viele Gäste verfolgten bei der Konferenz "Ganz großes Kino?" anregende Diskussionen über die Zukunft des Dokumentarfilms. Auch die neue Veranstaltung "Beyond the Images – Kameratag presented by ARRI" wurde sehr gut angenommen.
Quelle und weitere Informationen: www.dokfest-muenchen.de