Haus und Kind
filmportal.de TV-Tipp zu "Haus und Kind"
Eine Autofahrt raus aus Berlin, in die ländliche Idylle. Bernd und Lena, verheiratet keine Kinder, entdecken ein fremdes Haus, das ihnen gefällt, gehen einfach hinein. Es ist heruntergekommen und wirkt verlassen. Spielerisch nehmen die beiden es in Besitz - bis sie bemerken, dass da in einem Zimmer eine alte, etwas wirre Frau im Bett liegt.
Es ist ein merkwürdiges Bild von Verlorenheit und Einsamkeit, in das die erste Szene von Andreas Kleinerts "Haus und Kind" mündet. Und doch erscheinen später jene Frau - Frau Maschke, oder, wie Bernd stets sagt: "Frau Matschke" - und ihre abgeschiedene Existenz lange nicht mehr so bizarr. Immer seltsamer wirkt dagegen die Beziehung von Bernd und Lena, subtil gespielt von Stefan Kurt und Marie Bäumer, die nach außen so perfekt scheint. Sie sind gut aufeinander eingespielt, wirken glücklich. Doch der Professor für "Neuere Deutsche Geschichte" lebt ein Doppelleben: Es gibt da noch eine Geliebte, Melanie, zu der er in jeder freien Minute geht. Seine Ehe und seine Affäre trennt er natürlich fein säuberlich.
Frau Maschkes Haus auf dem Land soll das (Ehe-)Glück vollkommen machen; so schmeichelt man sich bei ihr ein, übernimmt das Haus, renoviert es, und gewährt der Frau ganz fürsorglich und freundschaftlich noch Wohnrecht, bis sie – hoffentlich bald! – reif fürs Pflegeheim ist. Und während Lena schon am Haus renoviert, findet Bernd in Berlin umso mehr Gelegenheit, Melanie zu treffen. Doch die Konstruktion wird brüchig; Bernd verstrickt sich immer weiter in seine Lügen – und es kommt der Tag der Enthüllung...
"Haus und Kind" ist ein leichter, luftiger Film, der gleichwohl sehr subtil mit sanften Beunruhigungen arbeitet – und von äußerst schwergewichtigen Fragen handelt. Es geht um Konvention und Freiheit, Liebe und Verantwortung, Sicherheit und Wagnis, und um die immer präsente Möglichkeit, auch ganz anders zu leben, vielleicht besser, vielleicht aufregender.
Das scharfsinnige Drehbuch von Autorenveteran Wolfgang Kohlhaase, der immer wieder genau den richtigen Ton trifft, spiegelt diese Themen in vielfältigen Motiven. Im Zusammenspiel mit der Inszenierung von Andreas Kleinert werden die Charaktere dem Zuschauer zwar nahe gebracht, ihre Motive aber nicht durchanalysiert. Sie behalten ihre Rätsel – und das macht sie so glaubhaft.