Bei der 40. Ausgabe von Lucas - Internationales Festival für junge Filmfans standen 16 Langfilme und 21 Kurzfilme im Wettbewerb um die insgesamt sieben Preise, davon fünf dotierte Lucas-Preise.
Über deren Vergabe entschieden auch Kinder und Jugendliche. Am Samstag beglückwünschten Festivalleiterin Julia Fleißig und der Frankfurter Stadtrat Eugenio Muñoz del Rio die Gewinner im Kino des Deutschen Filmmuseums.
Langfilme:
Altersgruppe 8+:
Die mit jeweils 5000 Euro dotierten Preise für die abendfüllenden Filme gingen an "Oskar's America ("Oskars Amerika", NO/SE 2017, R: Torfinn Iversen - Altersgruppe 8+) und "Ava" (FR 2017, R: Léa Mysius - Altersgruppe 13+). Eine lobende Erwähnung widmete die Jury der Altersgruppe 8+ "Karera ga Honki de Amu toki wa" ("Familienbande", JP 2017; R: Naoko Ogigami). Der Film erzählt die Geschichte der elfjährigen Tomo, die bei ihrem Onkel und seiner neuen Freundin, die früher mal ein Mann war, eine liebevolles Zuhause findet.
"Oskar's America" ("Oskars Amerika", NO/SE 2017, R: Torfinn Iversen)
In Torfinn Iversens Spielfilmdebüt "Oskar's America" geht es um große Träume, um Familie und um eine außergewöhnliche Freundschaft. Nach den Sommerferien scheint Oskars größter Traum in Erfüllung zu gehen: Er will auf einem Pferd durch die US-amerikanische Prärie reiten. Oskars Mutter reist nämlich für einen neuen Job in die USA - zumindest behauptet sie das. Bevor Oskar sie dort besuchen kann, muss er jedoch die Ferien bei seinem mürrischen Großvater verbringen. Doch dann findet Oskar in dem Außenseiter Levi einen Freund, der seine träumerische Vision teilt und mit ihm zusammen in einem Boot den Atlantik überqueren möchte. Der Lucas-Preisträger ist auch nominiert für den "Crystal Bear" der Generation Kplus, bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin.
Altersgruppe 13+:
Die 13-jährige Ava leidet im gleichnamigen Film an einer Krankheit, die sie erblinden lässt. Als sie in den Ferien am Atlantik einem rätselhaften Jungen begegnet, lässt dieser ihre Gedanken nicht mehr los. Sie verstrickt sich in die Probleme des Jungen, der in einem Bunker am Meer lebt und stiehlt seinen Hund, mit dem die beiden auf dem Moped vor der Polizei flüchten. Léa Mysius' Debütfilm beleuchtet, wie Ava auf ihre ganz eigene Weise mit ihrer Krankheit umgeht und ihren letzten Sommer, in dem sie sehen kann, verbringt. "Ava" gewann bereits den "SACD-Award" für Best Feature sowie den Jury-Preis für den Hundedarsteller Lupo auf dem Cannes Film Festival 2017.
Kurzfilme:
Die mit jeweils 2000 Euro dotierten Preise in der Sektion Kurzfilme gingen an "Cher Papa" ("Lieber Papa", BE 2016, R: div. Kinder - Altersgruppe 8+) und an "Mister Coconut" (NL 2016, R: Margien Rogaar - Altersgruppe 13+). Von der Jury der Alterssektion 8+ erhielt "Theodors Magiske Revansj" ("Theodors magische Rache", NO 2017, R: Jim Hansen) eine lobende Erwähnung.
Altersgruppe 8+:
"Cher Papa" realisierten Schüler/innen in einem Projekt zusammen mit dem Animationsstudio Camera-etc. Der Kurzfilm behandelt einen Briefwechsel zwischen einem Vater, der im Ersten Weltkrieg an der Front kämpft, und seinen Kindern, bei denen der Alltag zu Hause weitergehen muss.
Altersgruppe 13+:
Im fast 30-minütigen "Mister Coconut" begehen zwei Mädchen in einem Kaufhaus einen Diebstahl und sind zunächst dankbar, als sie ein Fremder dabei unterstützt. Nach geglückter Mission verfolgt er jedoch die beiden Mädchen und sie wissen nicht, wie sie ihn loswerden.
Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung:
Der mit 2000 Euro dotierte Preis für eine außergewöhnliche cineastische Leistung geht an "Gamichi ("Steuermann", IR 2016, R: Majid Esmaeili), den Lucas als deutsche Premiere präsentierte.
Als der Urmia See im Nordwesten Irans austrocknet, verliert die Familie von Hassan ihre Existenzgrundlage. Der Vater hat vor fast einem Jahr die Familie verlassen, die Mutter ist gestorben. Hassan widersetzt sich dem Verkauf des Familienbootes und restauriert zusammen mit seinem Freund Naji das alte Schiff in dem festen Glauben daran, dass der Vater zurückkehrt.
ECFA-Award
Die dreiköpfige Jury der Europäischen Kinderfilmvereinigung European Children's Film Association verlieh ihren "ECFA-Award" an "Das Mädchen vom Änziloch" (CH 2016, R: Alice Schmid), den Lucas als Deutschlandpremiere zeigte. Der Film ist eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm und begleitet die zwölfjährige Laura dabei, wie sie den Rätseln um die sagenumwobene Schlucht Änziloch auf den Grund geht. "Das Mädchen vom Änziloch" hat bereits den "Innerschweizer Filmpreis" der Albert Koechlin Stiftung 2017 gewonnen und ist nominiert von der European Film Academy für den Young Audience Award 2017.
Die ECFA-Jury vergab darüber hinaus eine lobende Erwähnung an "Villads fra Valby" ("Villads aus Valby", DK 2015, R: Frederik Nørgaard).
Der via Stimmzettel ermittelte, undotierte Lucas-Publikumspreis geht an: "Villads fra Valby" ("Villads aus Valby", DK 2015, R: Frederik Nørgaard).
Frederik Nørgaards Film lässt teilhaben am Leben in der verrückten Welt des sechsjährigen Villads, der viel lieber als "Super-Villads" durchs Viertel fliegt als in die Schule zu gehen. Begleitet werden Villads Abenteuer von einer Band, die mit ihren lebhaften Gitarren-Klängen die passende Atmosphäre schafft. "Villads fra Valby" gewann bereits den Publikumspreis auf dem Vienna International Children's Film Festival 2016 sowie den "ECFA-Preis" für den besten europäischen Film auf dem Oulu International Children's and Youth Film Festival 2016.
Insgesamt präsentierte Lucas in seiner 40. Ausgabe 72 Filme aus 35 Ländern. Darunter sind 30 Langfilme, davon 16 in den Wettbewerben, sowie 43 Kurzfilme, davon 21 in den Wettbewerben. Die beiden Jurys in den Altersgruppen 8+ und 13+ setzten sich paritätisch aus je drei Kindern oder Jugendlichen und drei Filmexpert/innen zusammen. Neben der Möglichkeit, als Jurymitglied beim Festival mitzuwirken, gab es bei Lucas zahlreiche Projekte, die Kinder und Jugendliche zum Mitmischen! aufforderten. So führten junge Filmliebhaber/innen als Festivalreporter/innen Interviews mit Filmschaffenden oder anderen Beteiligten des Festivals und berichteten vom Festivalgeschehen. Als Filmkritiker/innen widmeten sie sich Wettbewerbsfilmen und verfassten Filmkritiken. Eine Frankfurter Schulklasse kuratierte ein Kurzfilmprogramm, das sie in der Festivalwoche ihrem Publikum präsentierte. Eigene Lucas-Festivalplakate gestalteten Schüler/innen eines Kunst-Leistungskurses, die sie im Foyer des Deutschen Filmmuseums ausstellen.
Der Familientag am 3. Oktober stellte abseits des Filmprogramms einen ersten Höhepunkt in der Festivalwoche dar. Zahlreiche Besucher/innen strömten am Feiertag ins Deutsche Filmmuseum, tauchten im Kinosessel, in der Bluebox, und bei Schauspiel-, Stunt- und Actionworkshops sowie weiteren Mitmachaktionen in die Welt des Films ein und ließen sich von "Checker Tobi" vom KiKA erklären, was hinter Lucas steckt.
Fachpublikum und interessierte Besucher/innen informierten sich auf einer Podiumsdiskussion über das Thema "Nachwuchsfilm und junges Publikum" am Donnerstag, 5. Oktober.
"Eine aufregende Festivalwoche liegt hinter uns und ich hoffe, dass die Besucher/innen Erinnerungen an einzigartige Begegnungen mit nach Hause genommen haben", sagt die Festivalleiterin Julia Fleißig rückblickend. "Am meisten beeindruckt haben mich die lebhaften Diskussionen zwischen unseren jungen Gästen und den Filmschaffenden. Die Kinder und Jugendlichen beobachteten die filmische Handlung im Detail und stellten im anschließenden Filmgespräch direkte und unglaublich reflektierte Fragen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregten. Das waren ganz besondere Momente für beide Seiten - für die Gäste und die Filmschaffenden." Neben den Förderern dankte Fleißig auch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfer/innen, die das Festival erst möglich machten. Auch in Zukunft möchte Fleißig Lucas als festen Ort der Begegnung für Expert/innen aus der Kinder- und Jugendfilmbranche etablieren. "Mit der Podiumsdiskussion ist es uns gelungen, Interessierten und Fachbesucher/innen eine Plattform zum Austausch rund um Kinder- und Jugendfilm und Filmbildung zu bieten."
Quelle: www.lucas-filmfestival.de